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About Hans-Christoph Hobohm

Professor für Bibliothekswissenschaft am Fachbereich Informationswissenschaften der Fachhochschule Potsdam / professor for Library and Information Science at Potsdam University of Applied Sciences since 1995

Lokalpresse

In meiner Funktion als Vorsitzender der Potsdamer Bibliotheksgesellschaft hatte ich das Vergnügen, auch in Potsdam von der Lokalpresse interviewt zu werden.

Volker Oelschläger hat mit mir recht lange über die Situation der Stadt- und Landesbibliothek, aber auch über das Missverständnis Bibliothek an sich gesprochen.

Professionell gemacht und wirklich gut redigiert. Ein Beispiel davon, dass auch für ein „kurzes“ Interview, Zeit und Situation maßgebliche Faktoren sind. Passend zu der Analyse von Schüller-Zwierlein, dass es boētheia (Hilfestellung) und scholē (Muße) bedarf in unserer schnelllebigen Informationswelt.

Bibliotheken: vom gesellschaftlichen Funktionsgedächtnis zur fünften Gewalt im Staat

Vortrag zum Auftakt der Jubiläumsveranstaltungen der SLB (Foto SLB/S.Weber)

Anlässlich des Starts einer Reihe von Jubiläumsveranstaltungen zur Feier des 100-jährigen Bestehens der Brandenburgischen Landes habe ich als Vorsitzender der Potsdamer Bibliotheksgesellschaft einen Überblicksvortrag gehalten zu Geschichte und Zukunft von Bibliotheken (wie die Presse schrieb).

Als mündlicher Vortrag ist natürlich der wissenschaftliche Apparat nicht so ausgeprägt. Ich hoffe aber dennoch, dass der Text (hier das Vortragsmanuskript), die eine oder andere zusammenfassende Anregung gibt. Da es schon konkrete Nachfragen gab, poste ich ihn hier.

Begleitend gab es eine Diashow mit aktuellen Beispielen spektakulärer Bibliotheken wie auch schon bei meinem Vortrag in der Friedenskirche. Auch weil der Vortagstermin in die Mittagszeit der Wochenendeinkäufe fiel, waren leider recht wenig Zuhörer da, obwohl wir mit einem Umtrunk und einer Magazinführung gelockt hatten.

Debatte um Bibliothek in Falkensee bei Berlin

Artikel leider hinter einer Paywall

Ich wurde als „graue Emimenz“ der Bibliothekswissenschaft von der AG Zentrum in der Kleinstadt Falkensee eingeladen über die neuen Aufgaben und Funktionen von Stadtbibliotheken zu sprechen. Dazu ist am 8. Juni 2022 ein langer Artikel in der Märkischen Allgemeinen Zeitung erschienen, der die komplexen Statements des Wissenschaftlers erstaunlich gut wiedergibt.

Die Situation vor Ort ist wie in vielen Gemeinden die, dass die Verwaltung, in diesem Fall der Bürgermeister, eigene Ideen hat, die schwer mit den unterschiedlichen Interessen der beteiligten Stakeholder unter einen Hut zu bringen sind. Ob die Meinung eines externen Experten viel bewirkt, ist fraglich. Es ist eher eine Frage des Aushandlungsprozesses und der Aktivierung der Zivilgesellschaft. Mein Hinweis auf die demokratischen Funktionen von Stadtbibliotheken in der aktuellen Gesellschaft kommt mir angesichts der aktuellen Krisensituationen fast schon sarkastisch oder zumindest anachronistisch vor. Der ehrenamtliche Berater: ein Rufer in der Wüste. (Ich bewundere den nicht nachlassenden Optimismus von Maja Göpel!)

Ich wünsche Falkensee viel Glück!

Die Informationsgesellschaft beruht auf einer fehlgeleiteten Konzeption von Sprache

Rezension von:

Schüller-Zwierlein, André: Die Fragilität des Zugangs. Eine Kritik der Informationsgesellschaft. Berlin: de Gruyter, 2022. (Age of Access? Grundfragen der Informationsgesellschaft; 14) – XIV + 436 S. – ISBN 978-3-11-073927-5 – 15,5 x 23 cm – 768 g – 109,95 Euro.

Parallel erschienen bei Open Password am 18. Mai 2022 #1072

Als letzten Band der fulminanten Reihe „Age of Access – Grundfragen der Informationsgesellschaft“ legt ein Herausgeber der Reihe, der Regensburger Bibliotheksdirektor André Schüller-Zwierlein, sein eigenes umfangreiches Statement vor. Es ist eine ziemlich fundamentale „Kritik der Informationsgesellschaft“ (so der Untertitel) geworden. Die Reihe hatte 2013 schon mit einem Paukenschlag (Schüller-Zwierlein/Zillien (Hg.): „Informationsgerechtigkeit“) begonnen und endet nun mit Band 14 mit einem Donnergrollen. Noch nicht alle Bände der Reihe sind erschienen: als letzter mit der Nummer 12: Rainer Kuhlens „Transformation der Informationsmärkte“ (2020). Leider ist in den Bänden der Reihe keine Gesamtübersicht abgedruckt und nicht alle sind „Open Access“, obwohl genau das häufig thematisiert wird.

Der hier zu empfehlende Band thematisiert genau das: die „Fragilität des Zugangs“, allerdings aus einer augurischen Höhenflugperspektive, so dass ihm die (angesichts des Preises) mangelnde ökonomische Zugänglichkeit nachgesehen werden kann. Es bleibt zu wünschen, dass möglichst viele Bibliotheken den physischen Zugang ermöglichen. Der intellektuelle Zugang zu diesem Buch ist eine Herausforderung, die der Autor implizit selber immer wieder betont. Nicht nur, dass für die Lektüre u.a. Französisch- und (Alt)Griechisch-Kenntnisse wünschenswert wären, sondern vor allem aufgrund der Tatsache, dass die/der Leser:in sich einlassen muss auf eine tiefgründige Erörterung menschlichen Daseins, die im Dialog mit und sekundiert von einer Reihe der bedeutendsten Philosophen der Geistesgeschichte eine heftige Attacke gegen die Informationsgesellschaft fährt. Es bleibt nicht auf der Ebene des allgemeinen Diskurses von Kapitalismuskritik à la Castells oder Zuboff oder bei den inzwischen verhallten politischen Mahnungen des Jahres 2015 wie Floridis „Onlife Manifesto“ oder Helbings und Gigerenzers (u.a.) „Digital Manifest“. Continue reading

Welttag des Buches

Was es nicht alles für „Welttage“ gibt. Dieses Awareness-Instrument nutzt sich langsam ab. Unlängst machte die Potsdamer Bibliotheksgesellschaft genau auf dieses Phänomen aufmerksam mit einer Liste bibliotheksbezogener Jahrestage (im Zusammenhang mit deren Projekt eines immerwährenden Kalenders).

Korrekterweise heißt der Welttag des Buches eigentlich: „Welttag des Buches und des Urheberrechts“. Dennoch gibt dieser Tag Anlass, einmal daran zu erinnern, dass tatsächlich das Buch als eigenständige Medienform der Moderne einen Platz im kulturellen Bewusstsein behalten sollte. Das Lexikon der Gesamten Buchwesens (LGB2, s. Bild oben) wurde ja in einer verkürzten Neufassung zum Lexikon der Bibliotheks und Informationswissenschaft (LBI). Der Verleger Hiersemann höchstpersönlich hatte Herrn Umlauf und mich als Herausgeber vor allem auch „geködert“, weil er sagte, man könne doch viele Lemmata aus dem noch in der laufenden Publikation der letzten Bände befindliche LGB2 nutzen. Wir entschieden uns jedoch vollkommen dagegen und entwickelten eine völlig neue Liste von Lemmata und diese wurden von den Autoren auch in den allermeisten Fällen komplett ohne Rekurs auf das LGB2 redigiert. Continue reading