LaiLuMu in siebter Auflage

In meinen  ersten Studienjahren der Bibliothekswissenschaft in den 1980ern in Köln geisterte ein eigenartiges Kürzel durch die Seminarräume: „LaiLuMu“. Bis ich realisierte, was dies wirklich war, dauerte es einige Zeit, zumal ich zunächst nicht verstand, was die „Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation“ von Klaus Laisiepen, Ernst Lutterbeck und Karl Heinrich Meyer-Uhlenried mir tatsächlich für mein Nebenfachstudum der Bibliothekswissenschaft bringen sollten. Da wurde nichts von RAK oder von Verbundkatalogen und schon gar nichts von Bibliotheken geschrieben. Erst langsam wurden die Grundlagen auch für mich zur „orangenen Bibel“ meiner Wissenschaften, vor allem seit die Abkürzung KSS wurde durch die neuen Herausgeber „Kuhlen, Seeger, Strauch“ (später „Kuhlen, Semar, Strauch“ „KSS6“).

Nun müssen wir uns an einen neuen Titel gewöhnen und ein neues Kürzel überlegen: die siebte Auflage wurde jetzt völlig neu von Rainer Kuhlen, Dirk Lewandowski, Wolfang Semar und Christa Womser-Hacker herausgegeben. (KuLeSeWoHa?)

Kuhlen, Rainer; Lewandowski, Dirk; Semar, Wolfgang; Womser-Hacker, Christa (Hg.) (2023): Grundlagen der Informationswissenschaft. 7., völlig neu gefasste Ausgabe. Berlin: De Gruyter Saur. (Open Access! – gebunden: 220,- Euro)

Ich hatte die Ehre, „eines der wichtigsten und schwierigsten“ (R.Kuhlen) Kapitel beitragen zu dürfen und konnte dafür meine bisherigen Beiträge zu Bibliotheken und Informationsverhaltensforschung an andere weitergeben.

Hobohm, Hans-Christoph (2023): A3 Theorien in der Informationswissenschaft. In: Rainer Kuhlen, Dirk Lewandowski, Wolfgang Semar und Christa Womser-Hacker (Hg.): Grundlagen der Informationswissenschaft. 7., völlig neu gefasste Ausgabe. Berlin: De Gruyter Saur, 45-55.

Den Text zu schreiben war eine interessante Aufgabe, für die der zur Verfügung stehende Raum leider zu knapp war. Es mussten von den Herausgebern Kürzungen vorgenommen werden, die dem Abschnitt nicht gut getan haben. Auch würde ich jetzt den Text (nach weitergehenden Lektüren und aktuellen Diskussionen im LIS Bereich) sicher anders schreiben…

Es ist aber interessant, dass in dem Grundlagenwerk nun (endlich) auch Theorie und Metatheorie behandelt werden. Zumindest die Beschäftigung mit Theoriebildung kennzeichnet ja den Reifegrad einer Wissenschaftsdisziplin. Insbesondere das Einführungskapitel: Kuhlen, Rainer; Semar, Wolfgang (2023): A1 Information – ein Konstrukt mit Folgen. S. 3-26. bietet mal wieder spannende neue Ansätze. (Stichwort 4R Modell, das die Tore weit öffnet in Richtung Soziologie mit Relevanz und Resonanz als neu zu Reduktion und Reaktion hinzugekommene Dimension der Information.). Man kann der Disziplin in ihrem deutschen Grundlagenwerk wunderbar bei ihrer Entwicklung zuschauen.

Ich finde, die „völlige Neufassung“ ist in Inhalt und Struktur wirklich gelungen. Herzlichen Glückwunsch den Herausgebern und Autoren!