Tag Archives: Epistemologie

Theoretical Turn?

David Bawden im PIK

Das Potsdamer informationswissenschaftliche Kolloquium ist ziemlich „global“ geworden. Nach dem „nordischen“ Start und dem morgendlichen Talk mit Michael Buckland aus Berkeley hatten wir wohl wieder zwei der berühmtesten Informationswissenschaftler zu Gast in der Videokonferenz: David Bawden und Lyn Robinson von der University of London, bekannt (nicht nur) wegen ihres textbooks „Introduction to Information Science“ (2012). Diesmal waren ca. 60 Teilnehmer aus verschiedensten Ländern dabei, obwohl wir wenig Erinnerungswerbung gemacht hatten, weil wir gerade in der Hochschule technische Probleme hatten und praktisch bis zur letzten Minute nicht wussten, ob wir das Videomeeting wie geplant durchführen konnten.

Der Aufhänger für diesen Beitrag zu unserem Masterkolloquium war ihr Artikel „Curating the infosphere: Luciano Floridi’s Philosophy of Information as the foundation for Library and Information Science“ In: Journal of Documentation, 2018, 74(1), 2-17, den wir schon mehrfach als Prüfungsgrundlage hatten. David gab eine, wie wir fanden, wunderbar klare Einführung in die Grundüberlegungen von Luciano Floridis „Philosophy of Information“ (=PI). Dennoch war ein Unterschied spürbar zwischen der britischen Vortragsweise und dem pragmatisch amerikanischen Stil, den wir im Vortrag davor erlebt hatten.

Continue reading

Informationelle Kompetenz

CoverRezension erschienen am 14.8.2020 in: Open Password, no 805

Gödert, Winfried; Lepsky, Klaus (2019): Informationelle Kompetenz. Ein humanistischer Entwurf. Berlin: De Gruyter Saur. XIV + 288 S. – zahlr. Abb., Glossar sowie Sach- und Personenregister – ISBN: 978-3-11-061738-2 – EUR 99,95

Es scheint ein gewisses Unbehagen an einem der zentralen Themen der Informationsbranche zu geben. Seit der Ausrufung der Teaching Library durch Claudia Lux und Wilfried Sühl-Strohmenger am Anfang des Jahrhunderts[1] ist Informationskompetenz nicht nur Kernaufgabe, sondern auch wesentlicher Bestandteil der Selbstdefinition von Bibliothekaren und Information Professionals. Schon der zweiten Auflage des Handbuchs Informationskompetenz gibt es kritische Töne am Konzept[2], aber auch die definitive Aussage des Herausgebers, dass eine Neudefinition nicht notwendig sei, weil es viele Begriffe von Informationskompetenz gäbe[3]. In der anglo-amerikanischen LIS Szene (Library and Information Science) gab es ebenfalls kritische Stimmen zu der inflationären „Erfindung“ neuer ‚literacies‘. So z.B. der (allerdings stets kritische) John Buschman, der darauf hinweist, dass allen diesen neuen Kompetenzforderungen zur ‚Alphabetisierung‘ von Kulturtechniken die kritische Reflexion innewohnt[4]. Continue reading