Category Archives: Publikation

Reflexion als Metakompetenz. Der Kern der hochschulischen Qualifikation der Informationsberufe

ANKOM 2015 CoverDer Abschluss-Sammelband der BMBF Förderlinie ANKOM „Übergänge von der beruflichen in die hochschulische Bildung“ ist soeben erschienen. Damit schließt sich der Kreis der Forschungen rund um die Fernweiterbildung an der FH Potsdam mit seinem theoretischen Teil und der Einbettung der Forschungsergebnisse. Unser etwas über zwei Jahre laufendes Forschungsprojekt „AKIB: Akademische Kompetenzen in den Informationsberufen“ hatte zum Ziel, die Kompetenzstruktur von Bibliothekaren und Archivaren auf Bachelor/Diplomniveau genauer zu untersuchen und vor allem im Vergleich zwischen berufsbegleitend und „direkt“ Studierenden herauszufinden, welches die Spezifika des hochschulischen Bildungsweges sind. Continue reading

„Brauchen wir in Zukunft noch Bücher“ 
(oder ist dann alles digital)?

Screenshot 2015-07-26 14.41.59So lautete die Anfrage  der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ) für die Beteiligung an einem „Diskurs“, einem ggf. polarisierenden Statement zu einem eher wissenschaftlichen Thema, bei dem zwei Autoren fast eine ganze Seite eingeräumt bekommen und gegensätzlich Stellung nehmen. Der Text erschien gekürzt und leider mit einer anderen Überschrift am 1. Juli 2015 in der MAZ. Hier die Langfassung:

Die Frage ist paradoxerweise noch dramatischer, als sie sich anhört, sie müsste eher umgekehrt lauten: brauchen uns die Bücher, denn sie sind jetzt schon „digital“. Ohne nur auf akademischen Spitzfindigkeiten zu bestehen, sollte man darauf hinweisen, dass das Wort ‚Buch‘ vom frühgermanischen ‚Bok-s‘ kommt, das Buchstabe, Rune, im Plural Schriftstück bedeutet (und nicht wie Grimm noch vermutete von dem Baum ähnlichen Namens kommt), genauso wie das lateinische ‚liber‘ den Beschreibstoff Bast oder das griechische ‚biblos‘ den Papyrus meint, auf dem Schrift und Text transportiert werden. Interessanterweise wird Buch im Frühgotischen mit Bildung gleichgesetzt genauso wie ‚litera‘ (die Buchstaben) im Lateinischen die Gelehrsamkeit ist. In diesem Sinn brauchen wir „Bücher“ sicher sogar vermehrt. Continue reading

ISI 2015 in Zadar

Pause während der Konferenz vor dem Rektorat der Uni

Pause während der Konferenz vor dem Rektorat der Uni

Nach der von vielen als erfolgreich empfundenen ISI2013 Konferenz in Potsdam ging das 14. „Internationale Symposium der Informationswissenschaft“ fast zum ersten Mal ins nicht deutschsprachige Ausland nach Zadar/Kroatien. War in Potsdam lediglich die Vortragssprache Englisch, so wurden nunmehr auch die Proceedings Texte international. Fiel in Potsdam noch Schnee während des Konferenz-Dinners, so gab es in Zadar eher Sommerurlaubsfeeling und eher zu heiße Sessions.

Mit drei Masterstudierenden, unserer Doktorandin und einem ehemaligen Mitarbeiter des BMBF Projektes Datacreativity machten wir eine kleine Exkursion. Ein weiteres Projekt des Fachbereichs (MyLibrARy) war mit einem Poster vertreten (Kollege Büttner).

Christoph Szepanski konnte Teilergebnisse unseres Projekte „Datacreativity for Innovation and Research“ vorstellen. Es gab eine spannende Diskussion zur Epistemologie informationswissenschaftlicher Forschung. Die Fallzahl ist zugegebenermaßen gering, aber die untersuchte Zielgruppe ja auch recht spezifisch.

Screenshot 2015-07-26 17.40.18

Foliensatz zum Vortrag (link)

Ich selbst hatte zusätzlich die Gelegenheit einen informationswissenschaftlichen Ansatz, den wir zusammen mit Silke Grossmann vor Jahren entwickelt hatten, erneut vor internationalem Publikum darzulegen. Der Vortrag generierte eine interessierte Diskussion über Konzept und Status der Service Science.

Der Text ist in den Proceedings wie folgt:

Hobohm, Hans-Christoph (2015): Service science as a transdisciplinary model for information science. In: Franjo Pehar und Christian Schlögl (Hg.): Re-Inventing Information Science in a Networked Society. ISI2015 – 14th International Symposium of Information Science. Zadar, Mai. Glücksburg: Hülsbusch, S. 66-80.

 

Tefko Saracevic auf der ISI2015

Tefko Saracevic auf der ISI2015

Eine der Keynotes war besonders attraktiv und erwies sich tatsächlich als besonders anregend. Tefko Saracevic sprach zum wiederholten Mal zum Thema „Relevance“. Beginnend mit einem historischen Rückblick auf die gesamte Geschichte der Informationswissenschaft, dachte man zunächst, er hielte eine Einführungsvorlesung. Es wurde aber zunehmend spannender und er endete mit einem Ausblick auf die Neuro-Info-Science, wie sie in Gmünden (Österreich) seit ein paar Jahren betrieben wird.

Zu den anderen Keynotes gab es recht gespaltene Meinungen. Mit einer Akzeptanzrate von ca. 50% war die Konferenz ein repräsentativer, guter Einblick in die europäische Informationswissenschaft im Allgemeinen. Fachlich interessant war vor allem das Vorherrschen des kognitiven Paradigmas und der immer noch „harten“ Methoden des kritischen Rationalismus.

Eine Fortsetzung der Internationalisierung wird im nächsten Jahr mit dem Annual Meeting der Association of Information Science in Kopenhagen angesteuert, worauf wir sehr gespannt sind: die ASIS&T ist dann zum ersten Mal außerhalb von Amerika – entsprechend ihres Namenswechsels. Und der Hochschulverband Informationswissenschaft will hier „mitmischen“.

 

Diversität als Basis für Informationsgerechtigkeit (Dewitz 2015)

Leyla Dewitz (2015): Diversität als Basis für Informationsgerechtigkeit. Berlin: Simon

Diese Woche kam die Verlagsausgabe der preisgekrönten Bachelor-Arbeit von Leyla Dewitz ins Haus. So knapp die Arbeit in der Printfassung aussieht, sie kommt recht gewichtig daher. Thematisch ein neues Feld in innovativer Kombination zweier gewagter Themenbereiche. Sie trifft den Kern einer Reihe von Diskussionen der letzten Zeit.

Hier mein dort abgedrucktes Vorwort dazu: Continue reading

Sammlung, Dokument, Bibliothek: besonders aktuelle Konzepte

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Der folgende Text ist eine redigierte und erweiterte Fassung meines Vorworts zu:

Andreas Degkwitz: Von Texten zu Daten – Zukunft der Bibliothek. Vorträge und Texte anlässlich der Ernennung zum Honorarprofessor der Fachhochschule Potsdam, herausgegeben und mit einem Vorwort von Hans-Christoph Hobohm. Berlin: Logos, 2014. (Berliner Arbeiten zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft; Bd. 26) – ISBN 978-3-8325-3806-4, 70 Seiten, Preis: 19.00 EUR.

Der Begriff „Sammlung“ klingt genauso altmodisch wie „Bibliothek“. Wobei mehr Menschen mit Ersterem etwas anfangen können. Wer kennt sie nicht oder hat sie nicht sogar selber: die Briefmarkensammlung, die Bildersammlung oder betreibt das Sammeln von Followern in den Sozialen Netzwerken? Schnell wird mit Sammeln der Messie assoziiert, die Übertreibung des Anhäufens und das Durcheinander in der Sammelkiste. Wird jedoch aus dem Sammeln eine Sammlung kommt eine Ordnung hinzu. Oft zunächst nur implizit mit „Werkstattcharakter“, später aber doch immer systematischer. Vor allem bekommt eine Sammlung ein Ziel, eine Intention, wenn sie sie nicht von Anfang gehabt hat. In nicht seltenen Fällen geht die Sammlung damit aus sich heraus, verliert ihren introvertierten, introspektiven Charakter. Man möchte seine Schmetterlingssammlung zeigen oder gar der Nachwelt vermachen, weil hiermit etwas ‚dokumentiert‘ wurde, das einen Wert hat. Damit erhält das Sammeln einen janusköpfigen Aspekt: zum einen geht man immer mehr durch die Welt (auf den Trödelmarkt) im Hinblick auf die eigene Sammlungssystematik (was fehlt, was passt?) und zum anderen wird an der Systematik gefeilt in Hinblick auf die (Nach-)Nutzung durch andere (wie werden die wichtigen „Typen“ gefunden? wie werden sie verstanden als wertvoll?). Continue reading