Category Archives: Publikation

Vom Ort zum Akteur

Vortrag auf dem Sympsoium 10 Jahre Libreas (Photo: @kartens)

Vortrag auf dem Symposium 10 Jahre Libreas (Photo: @kartens)

Wie sehr sich Vortrag und Zeitschriftenbeitrag unterscheiden werden nur diejenigen sehen, die bei dem Symposium „10 Jahre Libreas“ dabei waren. Ich danke den Herausgebern der Libreas, dass Sie so viel Geduld hatten mit der Publikation der Jubiläumsausgabe 28 „Bibliothek als Idee“, zu der ich meinen Vortrag vom Symposium als Beitrag einreichen durfte. Semesterbeginn und eine Reihe von weiteren Tagungen brachten die Verschriftlichung meines Textes etwas in Verzug.

In der Vortragsversion hatte ich viele Bilder, die in der eigentlichen Publikation aus urheberrechtlichen Gründen nicht aufgenommen werden konnten, so z.B. die beiden Photos, die man hier unscharf sehen kann. Sie zeigen den Prozess der Reduktion und der Amplifikation, die Bruno Latour (1996) als die Sammlungs- und Erschließungsarbeit des Wissenschafters in Zusammenarbeit mit seiner (Informations-)Infrastruktur in „Ces réseaux que la raison ignore – laboratoires, bibliothèques, collections“ beschreibt.

In Vortrag und Text habe ich den gewagten Versuch unternommen, Michel Foucault und Bruno Latour über das Phänomen Bibliothek zusammenzudenken. Beide sind für mich fast die einzigen der „großen Denker“, die sich ernsthaft mit der Bibliothek auseinander gesetzt haben – wenn auch selbst nur am Rande. Vieles was ich hier versuche, ergab einen großen Bogen zu meinen frühen Studien der Literaturwissenschaft bei Greimas-Schüler Philippe Hamon in Rennes, dem Narratologen Gerard Genette oder der Semiotikerin Julia Kristeva in Paris. Ich hätte nicht gedacht, dass mein oft von Kollegen belächelter Text zur „Weisheit des Textes“ (1991) doch erneut Früchte trägt. Und die Sage-Femme Aleida Assmann immer wieder ihre Hebammenweisheit austrahlt.

Allerdings ergibt dies für Bibliothekare zugegeben schwer verdauliche Kost: Hans-Christoph Hobohm, „Vom Ort zum Akteur. Heterotopologie + Akteur-Network-Theorie auf die Bibliothek bezogen“. LIBREAS. Library Ideas, 28 (2015). http://libreas.eu/ausgabe28/06hobohm/

 

Kompetenzen für das Digitale Zeitalter

Themenheft arbido 4.2015 "Kompetenzen"

Themenheft arbido 4.2015 „Kompetenzen“

Mein Beitrag zu einer sehr interessanten Ausgabe von a|r|b|i|d|o, dem Schweizer Journal zur Archiv-Bibliotheks-Informationswelt. Im wahren Sinn ein Blick über den Tellerrand!

Ursprünglich lediglich als Bericht aus dem Forschungsprojekt AKIB gedacht wurde es doch ein umfassenderes Statement:

Der digitale Wandel erfordert unsere Kompetenzen und bietet neue Chancen

Weitere Beiträge teilweise auf Englisch oder Französisch: zu Kompetenzmanagement allgemein (Tom Becker), zu „polykompetenten“ Informationswissenschaftlern (Andreas Kellerhals, Herbert Straub), zu Lücken in der Ausbildung (lacunes des formations initiales: Maud Jouve, Julien Benedetti), Embedded Librarians (Anne Jacobs), Archivinformatikern (Marguérite Bos), Compliance (Christian Heuking), Kanada, Niederlande u.v.a.m.

Social Media in Bibliotheken (Vortrag bei Archivaren)

Diese Woche (3.12.2015) hatte ich das Vergnügen, als „Keynote“ bei der Tagung Archive 2.2 nach Siegen eingeladen zu sein. Für die Archivwelt sollte das Bild gezeichnet werden, wie es die Bibliothekare geschafft haben #socialbib zu werden. Das gab mir die Gelegenheit zwanzig Jahre Background-Innovationstätigkeit an und mit der Fachhochschule Potsdam Revue passieren zu lassen: von der zweiten InetBib-Tagung, über die ersten Schulungen und Blogs im Web2.0 und dem ersten Barcamp zum Thema bis hin zum aktuellen Mainstream „Netzwerk Bibliothek“ des DBV. Bevor es zur Veröffentlichung der Videoaufzeichnung kommt: hier schon mal die Bilder des Vortrags (#historisch)

Geschichte – revisited

Cover Geschichte in den Fächern

Cover Geschichte in den Fächern, FHP 2015

Als Ergebnis des neuen Diskussionsformats „Kompetenztisch“ an der Hochschule erschien diese Woche der erste Band im FHP Verlag mit den Texten aus verschiedenen Fächern herausgegeben von Susanne Freund. Naturgemäß dominiert etwas der Fachbereich Informationswissenschaften vor allem mit seinem Bereich Archivwissenschaft. Hartwig Walberg berichtet über Stadtgeschichtsforschung, Karin Schwarz über das Entstehen von Geschichte im Digitalen und Susanne Freund über Interdisziplinarität in der Digitalisierung als Zukunftsperspektive. Aber auch der genuin informationswissenschaftliche Anteil an dem Band ist beachtlich mit einem Text von Angela Schreyer (mit Andreas Kahlow) zur historischen Dokumentation bei der Holzmann AG und einem Text von mir zur Geschichte der Fachinformation, der größere Aktualität gar nicht haben konnte angesichts der Neueinführung von Fachinformation im deutschen Bibliothekswesen.

Der Blick über den Tellerrand (vulgo „Interdisziplinarität“) ist gerade hier besonders interessant, wenn z.B. Andreas Kahlow (Fachbereich Bauingenieurwesen) über Konstruktionsgeschichte schreibt oder der Medientheoretiker Jan Distelmeyer über „Wechselwirkungen – Geschichte und Theorie der technischen Medien“, so ergeben sich spannende Interferenzen zur Raumdiskussion bzw. zur Frage des Interface in den Informationswissenschaften.

Dennoch: gerade die Nebeneinanderstellung der Texte (Distelmeyer würde sagen: die „mise-en-scène“) macht deutlich, wie wenig selbst an einem so fassbaren Konzept wie „Geschichte“ der interdisziplinäre Diskurs fehlt und es zu keinem Austausch kommt. Selbst innerhalb des einen Fachbereichs, der diesen Band besonders bestimmt. Eine Transdisziplinarität, wie der Untertitel des Bandes sie suggeriert ist via Geschichtswissenschaft nicht wirklich erkennbar wenn es keine gemeinsame fachliche Basis – etwa in Form einer geschichtswissenschaftlichen Methodendiskussion oder eines gemeinsamen didaktischen Ansatzes – gibt.

-> Hier der komplette Band Open Access.

 

 

DH und geschichtswissenschaftliche Methodologie

Histoaria ex machina (1991)

Historia ex machina (1991) in Research Gate

Eine Diskussion unter Kollegen brachte mich dazu, doch noch mal in einen Text zu schauen, den ich vor einem Vierteljahrhundert geschrieben habe. Ich selbst stehe zu fast allem, was ich da geschrieben habe zu den „neuen“ EDV basierten Methoden in der Geschichtswissenschaft. Ungefähr zur gleichen Zeit unterrichtete ich ja auch „Computerphilologie“ an der Uni Stuttgart. Wenn man den jungen heute davon erzählt, sieht man nur ungläubige Gesichter und erntet den Vorwurf, man würde „bashing“ gegen die ehrenwerte DH betreiben.

So ganz verstehe ich nicht, warum Jahrzehnte lange bewährte Erkenntnisse und Diskurse nicht fortgesetzt wurden. (Annales Schule, Busa, selbst Schreibman). Wie hängt das mit der Digitalisierung zusammen? Wenn andererseits aber doch der Kluge Preis an Habermas und Taylor vergeben wird? Früher hatte ich einen Hashtag „#alte Welt“, der bekommt mit zunehmendem Alter offensichtlich eine andere Bedeutung. Schade. #kein_fortschritt

Lit.: Hobohm, Hans-Christoph (1991): Historia ex machina. Der EDV Einsatz in der Geschichtswissenschaft und eine Erinnerung an seine Voraussetzungen. In: Heinrich Best und Helmut Thome (Hg.): Neue Methoden der Analyse historischer Daten. St. Katharinen: Scripta Mercaturae Verlag (Historisch-sozialwissenschaftliche Forschungen, Bd. 23), S. 363–375.