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Atlas of New Librarianship – endlich Open Access

Vorbei das Schleppen, das Finger wund blättern und haptische Suchen: endlich ist der Atlas transportabel und in jedem Seminar vorzeigbar! Dank an David Lankes und den MIT Verlag – wenn auch mit sieben Jahren Verspätung.

Den Download des Buches finden Sie hier.

Hoffen wir dass MIT nun auch die Bücherlabyrinthe (Wegmann 2000) wie geplant herausbringt.

 

 

 

Next Library Science (Themenschwerpunkt in BFP)

Für das soeben erschienene Heft 42 (2018) Nr. 2 der Zeitschrift „BIBLIOTHEK. Forschung und Praxis“ hatte ich die Gelegenheit, einen Themenschwerpunkt zum Stellenwert einer erneuerten Bibliothekswissenschaft herauszugeben unter dem Motto „Next Library Science“ (leider im Heft falsch abgedruckt) (ab Seite 333).

Ausgangspunkt war selbstredend David Lankes „New Librarianship“. Allerdings stellte sich auch in Vorbereitung der Next Library Conference hier in Berlin heraus, dass es viele ähnliche „moderne“ Ansätze einer Bibliothekswissenschaft gibt, die wenig oder nichts voneinander wissen. Bis auf Markus Krajewski und Thomas Stäcker konnten alle eingeladenen Autoren zum gewünschten (recht knappen) Redaktionsschluss liefern, so dass ich finde, dass ein interessanter Themenschwerpunkt entstanden ist. Besonders spannend wird es, wenn man wie ich als Herausgeber alle Artikel parallel liest. Die jeweils einzelnen Positionen sind sicher unabhängig voneinander bekannt, aber wenn man die Argumente und Formulierungen des einen Textes unter anderer Prämisse im nächsten Text fast identisch wiederfindet, so ergibt sich ein gänzlich neues Bild einer Bibliothekswissenschaft.

Zunächst stand die Frage im Raum, ob es einer Erneuerung der Bibliothekswissenschaft bedarf. Die Autoren greifen die Frage im Titel ihrer Artikel auf – beantworten sie jedoch stets mit „ja“ und geben meist auch sehr konkrete Hinweise auf curriculare Notwendigkeiten, die sich in den letzten Jahren für die Ausbildung für Bibliotheken ergeben haben.  Nicht englischsprachige Texte wurden speziell für diese Ausgabe übersetzt.

Ich möchte den beteiligten Autoren und Übersetzern an dieser Stelle nochmals herzlich für die Mitarbeit danken.

Die noch unlektorierten Preprints sind frei zugänglich auf dem edoc-Server der HU. (Ich empfehle allerdings bei einer Weiterverwendung dringend die eigentliche Ausgabe der Zeitschrift zu verwenden. In den unlektorierten Preprint-Versionen sind einzelne Fehler noch nicht bereinigt.)

Hans-Christoph Hobohm (Potsdam): Warum brauchen wir eine (neue) Bibliothekswissenschaft? Editorial, In: BIBLIOTHEK 42 (2018) Nr. 2, S. 333–337.

Zusammenfassung: Die Medienschwelle, an der wir uns befinden, stellt viele Institutionen infrage. Nicht aber die Bibliothek, wie viele äußerst erfolgreiche neue Bibliotheksprojekte (ÖB und WB) belegen. Der Themenschwerpunkt lässt (auch anlässlich der Next Library Conference in Berlin im September 2018) unterschiedliche Wissenschaftler zu Wort kommen, die dafür plädieren, sich auch wissenschaftlich mit dem Phänomen Bibliothek (wieder) zu befassen, um besser zu verstehen, wie ihre Potentiale den digitalen Wandel positiv begleiten können.

Schlüsselwörter: Bibliothekswissenschaft; Erneuerung; Dataismus; Wissen; soziale Erkenntnistheorie Continue reading

‚New Librarianship‘ in der Brandenburger Arbeitsgemeinschaft Information (BRAGI)

Gestern (23.11.2017) hatte ich das Vergnügen, das von mir herausgegebene und mitübersetzte Buch „Erwarten Sie mehr“ von David Lankes im BRAGI vorstellen zu dürfen. Es kamen recht viele Interessenten aus Berlin und Brandenburg und es gab eine rege Diskussion zur Zukunft der Bibliothek.

Gerade angeregt durch die kybernetische Conversation Theory von Gordon Pask, auf der David Lankes sein New Librarianship aufbaut, kam z.B. die Frage auf, ob nicht doch KI auch diese neuen Funktionen der Bibliothek wird übernehmen können und ob das window of opportunities nicht schon geschlossen ist. Ich habe zwar versucht, Optimismus zu verbreiten, aber auch andere Nachfragen z.B. zu der Möglichkeit, Unterhaltsträger und Personal von nicht quantifizierbaren gesellschaftlichen Effekten der Institution Bibliothek zu überzeugen, machten doch auch mich nachdenklich. Vor allem ist und bleibt die Frage der Verbesserung der Gesellschaft („improving society„) auch immer eine Frage der Entwicklung der Konzeptionen, die sie und ihre Communites vom Verbesserungsziel haben. Und konzeptionelle Arbeit erfordert eben auch ein Nachdenken darüber in einer von der aktuellen Praxis entlasteten Situation. Und die Ressourcen für dieses generating knowledge (ganz nach dem Mission Statement von Lankes) sind in unserer beschleunigen Welt der Digitalen Transformation kaum noch vorhanden. Dies gilt (IMHO) vor allem für die Bibliothekswissenschaft (in Forschung und Ausbildung).

„New Librarianship“ in Deutschland angekommen!?

In der aktuellen Ausgabe von „BuB. Forum Bibliothek und Information“ 69 -07/2017 (S.400-403) beschreibt David Lankes sein Konzept des New Librarianship in einer sehr prägnanten und überzeugenden Form. Es erspart dem interessierten Leser zwar sicher nicht, seinen „Atlas of New Librarianship“ (MIT 2011) durchzuarbeiten um die Stringenz und innere Begründung seines Ansatzes wirklich zu verstehen. Aber es ist ein wunderbarer Einstieg in die neue Definition bibliothekarischer Arbeit. Anders als in seinem Buch „Expect more“ („Erwarten Sie mehr. Verlangen Sie bessere Bibliotheken für eine komplexer gewordene Welt“ deutsche Übersetzung herausgegeben von mir, vgl. meinen Blogpost vom Januar diesen Jahres) richtet sich der Artikel an die Bibliothekare selber (und nicht an die Unterhaltsträger).

Er räumt hier deutlich mit der Vorstellung auf, information professionals seien nur für Dokumente (Artefakte) zuständig. Er definiert die Berufsgruppe – wie man jede andere definieren kann – mittels „Auftrag, Vorgehensweise und Werten“ und kommt zu der Überzeugung, dass

Der Auftrag des Bibliothekars besteht darin, die Gemeinschaft zu verbessern, indem er die Wissensbildung in der Gemeinschaft erleichtert. Vereinfacht ausgedrückt könnte man sagen, dass der Bibliothekar sich bemüht, die Gemeinschaft dabei zu unterstützen, klügere Entscheidungen zu treffen. (S.401)

Das Vorgehen des Bibliothekars dabei ist die Ermöglichung des Zugangs zu Ressourcen und „Dialogen“ (sic), die Erweiterung des Wissens durch Dialog und durch die Sicherstellung von Umfeld und Lernmotivation. Interessant sind vor allem die Antworten auf die im Artikel eingangs gestellten aktuellen Fragen:

  • auf die immer wieder gestellte Frage, ob Bibliothekare programmieren müssen erhalten wir die Antwort: nein, aber wir müssen Technologiepolitik verstehen.
  • Sind Bibliothekare neutrale Multiplikatoren von Wissen und können wir angesichts von Fake News objektiv bleiben? Ebenso ein klares „nein“, denn „unser Ziel ist es, das Leben der Menschen zu verbessern“ und auf die Frage, welche Rolle Bibliothekare angesichts drängender gesellschaftlicher Probleme einnehmen sollen, antwortet Lankes:
  • die Funktion des Bibliothekars [ist es], die divergierenden Ansichten der Gemeinschaftsmitglieder zu den kon-troversen Themen, mit denen diese sich konfrontiert sehen, miteinander in Einklang zu bringen und so eine gemeinschaftliche Grundlage für gegenseitiges Verständnis zu schaffen. (S.403)

Im gleichen Tenor sein überaus positives Fazit:

Das Ziel des Bibliothekswesens bestand nie darin, sämtliche Dokumente und Informationen der Welt anzuhäufen, sondern zu erkennen, was benötigt wird, um die Bedürfnisse einer Gemeinschaft zu befriedigen. Heute, angesichts des exponentiellen Anwachsens von Datenspeichern, einer unvorstellbaren Diversifizierung von Medien und, offen gesagt, eines sich auflösenden sozialen Gefüges, werden Bibliothekare mehr denn je benötigt. S.403)

Leider geht der Aufsatz in einer Reihe ähnlicher Texte zur „Identität der Bibliothek“ (so der Heftschwerpunkt) etwas unter und verliert seine Wirkung. Ärgerlich an dem Text ist allerdings, dass es keinen Hinweis gibt auf die Originalfassung (ein Vortrag auf einer norwegischen Konferenz), keinen Hinweis gibt auf das jüngst auf deutsch erschienene Buch (s.o.) und dass die Übersetzung nicht von ausgeprägtem Fachverstand geprägt ist (living libraries werden mit „menschliche Bibliotheken“ übersetzt und „Frenddatenübernahme“ bleibt „copy-Katalogisierung“. Auch über die Übertragung von facilitating knowledge creation kann man sich streiten, so wie wir es in einem aufwändigen Prozess bei der Herausgabe von Erwarten Sie mehr getan haben. Es ist sicher nicht einfach, einen Fachtext zu übersetzen und Übersetzer wissen, dass es nicht auf die Sprach-, sondern auf die Fachkenntnis ankommt. Erdmute Lapp, Willi Bredemeier und ich hatten zusammen mit der Verlegerin gehofft, den deutschen Standard zu setzen für das komplexe Terminologie-Universum des „New Librarianship“. Der fehlende Hinweis auf die Quelle des Textes und auf das deutsche Buch ist mit Sicherheit nicht dem Autor anzulasten, sondern passt leider in das schwierige Selbstverständnis unserer Community. (Ich frage mich, ob wir so wirklich die Welt retten können.)

Vielleicht ist also das kleine Buch von Lankes doch nicht nur an die Unterhaltsträger gerichtet. Vielleicht sollte es doch neben einer Einführung zum wissenschaftlichen Arbeiten und der DFG Empfehlungen zur guten wissenschaftlichen Praxis auf dem Nacht-Tisch eines jeden Bibliothekars liegen. Der Atlas wäre wohl zu schwerer Tobak.

Der besprochene Artikel:

Lankes, R. David (2017): New Librarianship. Warum wir eine Wissensperspektive brauchen. In: BuB. Forum Bibliothek und Information 69 (7), S. 400–403.

Das nicht erwähnte Buch:

Lankes, R. David (2017): Erwarten Sie mehr. Verlangen Sie bessere Bibliotheken für eine komplexer gewordene Welt. Hrsg. und mit einem Vorwort von Hans-Christoph Hobohm. Unter Mitarbeit von Erdmute Lapp und Willi Bredemeier. Übers. von „Expect more“ 2. Aufl. 2016. Berlin: Simon Verlag für Bibliothekswissen (Reihe Bibliotheksforschung).

New Librarianship auf dem Tag der Bibliotheken in Cottbus

Am 11. März 2017 konnte ich das New Librarianship Konzept von David Lankes auf dem Berlin-Brandenburger „Tag der Bibliotheken“ vorstellen. Im Minute Madness und mit kleinen Guerilla-Marketing Aktionen machten der Verlag und ich gleichzeitig auf das gerade erschienene Buch in deutscher Übersetzung aufmerksam. Die Resonanz war groß, obwohl es ja in einem recht kurzen Vortrag eher irritierend erscheint, davon zu sprechen, dass die Aufgabe von Bibliotheken nicht Bücher, sondern „Konversationen“ sind.