Versucht man mal eine Veranstaltung bei Facebook einzutragen, in der Hoffnung, dort vor allem Ältere zu einem Event zu locken, fällt auf, dass Facebook schon gar nicht mehr damit rechnet, dass jemand eine Veranstaltung zu anderen Themen als „zu Hause“, „Fitness“, „Tanz“, „Spiele, „Party“ hier organisiert und „bewerben“ will. Es gibt zwar die Kategorie „Guter Zweck“, aber die ist zusätzlich noch im Interface versteckt (zumindest bei mir).
Das entspricht ganz der Beobachtung / Prophezeiung von Jean François Lyotard aus dem Jahre 1987:
260 Welche Sicherheit aber steht dafür ein, daß die Menschen gebildeter, kultivierter werden, als sie sind? Wenn die Kultur, die Bildung (des Geistes zumindest) Arbeit erfordert, also Zeit braucht und wenn der ökonomische Diskurs seinen Spieleinsatz, nämlich Zeit zu gewinnen, der Mehrzahl der Satz-Regelsysteme und Diskursarten aufzwingt, dann müsste die zeitaufwändige Kultur ausgesondert werden. Darum werden die Menschen angesichts der Inkomensurabilität zwischen Wirklichkeiten und Ideen nicht einmal mehr Kummer empfinden, da sie ihr ideelles Vermögen einbüßen werden. [1]
Natürlich ist es eine Frage der Definition, was Lyotard hier mit „Kultur“ anspricht. Und vielleicht ist es meine akademische Filterblase, die erwartet, dass es auch andere Veranstaltungskategorien geben müsste in der Realität als:
- Guter Zweck
- Wellness
- Film
- Kunst
- Comedy
- Handwerk
- Tanz
- Bars
- Fitness
- Essen
- Spielen
- Gartenarbeit
- Gesundheit
- Zuhause
- Literatur
- Musik
- Networking
- Party
- Religion
- Shopping
- Sport.
Dies ist für mich ein schlagkräftiges Beispiel dafür, wie sehr Kategorisierungen (Metadaten) die Realität formen oder zumindest abbilden können.
Ich habe letztlich für eine Veranstaltung der Potsdamer Bibliotheksgesellschaft mit den RiffReportern zum Thema „Countdown Natur, wie wir den Planeten noch retten können“ (vgl.: Facebookseite der Bibliotheksgesellschaft, bzw. Webseite der Stadt und Landesbibliothek Potsdam) das Schlagwort „Wellness“ gewählt, weil ich finde, Überleben, wird etwas mit Wohlfühlen zu tun haben werden.
[1] Lyotard, Jean-François (1987): Der Widerstreit. München: Fink (Supplemente, 6). Seite 298.