Informationswissenschaft als Transdisziplin oder als Inter-Science?

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Ich hatte das Vergnügen, nicht nur als einfacher Gastdozent bei unseren Schweizer Kollegen im weiterbildenden Masterstudium in Archiv-, Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Universitäten Bern und Lausanne mitwirken zu können, sondern unlängst auch mit einem Festvortrag zur Diplomübergabe. Eine solche Textgattung bietet immer Anlass zu übergreifenden Reflektionen – in diesem Fall zu der gemeinsamen Situation eines integrierten Studiums Archiv-Bibliothek-Dokumentation wie es in Bern/Lausanne und in Potsdam relativ analog angeboten wird.

Auch aus meinen Erfahrungen mit unseren Interflex-Lehrangebot und dem interdisziplinären Innovationskolleg „Stadt-Klima-Potsdam“ sowie einigen Projekterfahrungen der letzten Zeit konnte ich hier den Aspekt „Transdisziplinarität“ diskutieren, wie es auch auf der vorletzten ASIS&T Konferenz (Seattle, November 2015) von Fidelia Ibekwe-Sanjuan auf einem Panel thematisiert wurde. Das ASIS&T Podium war sich nicht einig darüber, dass oder ob die Informationswissenschaft inter- oder gar transdisziplinär gedacht werden sollte. Ich komme eher zu dem Schluss, dass dies doch sinnvoll wäre. Hierin unterstützt mich auch das interessante unlängst erschienene Buch von Fanie de Beer:  Information Science as an Interscience. (Elsevier 2015). image

De Beer bezieht sich allerdings sehr stark auf französische Philosophen wie Michel Serres und Deleuze/Guatari und ihren Milles Plateaux. Ob das anschlussfähig ist in Deutschland oder selbst der angloamerikanischen Information Science, bleibt abzuwarten. Interessant ist es auf jeden Fall, das dies der zweite europäische Versuch ist, die Informationswissenschaft mit französischen Poststrukturalisten zu befruchten. Zuletzt fand ich z.B. das Buch von Isto Huvila: Information Servives and Digital Literacy (Chandos 2012) in dieser Hinsicht, weil er versucht Foucault und Derrida in die Informations- und Archivwissenschaft einzubeziehen.

Mein Festvortrag war eher allgemein gehalten und weniger theoretisch, wenn auch mit deutlichen Bezügen zur übergreifenden Thematik der Transdiziplinarität. Er war ein Vorläufer meines Beitrages auf dem letzten ISI Symposium 2015 in Zadar: „Service Science als Transdisziplinary Model for Information Science„. Der Vortrag ist nun publiziert erschienen im vierten, erstmals online erscheinenden Band der Reihe: „Informationswissenschaft. Theorie, Methode, Praxis„.