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Was ist ein Wissensspeicher?

Im Zuge der Sanierung und Neuplanung des Gebäudes der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam gab es die erhoffte Einigung darauf, dass die VHS auch in das Gebäude ziehen wird, und so der Terminus „Wissensspeicher“ etwas mehr Farbe bekommt. Schade, dass die Fläche der VHS etwas reduziert wird. Mutig aber, dass die Leitung der VHS auch schon von Integration spricht.

Artikel in den Potsdamer Neuesten Nachrichten

Nachtrag 1.12.09: Mittlerweile gibt es eine offensichtlich sehr fruchtbare Überlegungen, die räumliche Nähe auch mit Leben zu füllen. In diesem Sinn ist der Begriff Wissensspeicher – in Anlehnung an den Linzer Wissensturm – auch gerechtfertigt. Auch wenn mir „Speicher“ immer noch zu passiv erscheint. Unter Flächenreduzierung muss mittlerweile die auch Bibliothek leiden.

SLB Potsdam: Weichen auf Innovation gestellt

Blick in den neugestalteten Bibliotheksbau

Am Wochenende gab es die „erste Bibliotheksnacht“ in der Stadt- und Landesbibliothek in Potsdam. Gleichzeitig wurde Jubiläum gefeiert: 85 Jahre Landesbibliothek und 15 Jahre „SLB“. Die anwesende höchsprominente Politik feierte dies würdig und betonte die gesellschaftliche und wirtschaftliche (!) Bedeutung der Bibliothek für Potsdam und für Brandenburg. Als Höhepunkt der Jubiläumsveranstaltung stellte Bibliotheksleiterin Marion Mattekatt die neu erarbeiteten 10 Leitlinien der Bibliothek vor (verkürzt):

  1. Kulturelles Gedächtnis
  2. Bildung und Wissen für alle
  3. Generationen übergreifend, kommunikativ und einladend
  4. Kooperativ
  5. Leseförderung
  6. Lebenslanges Lernen
  7. Medien und Medienkompetenz
  8. 24 Std. Bibliothek
  9. Architektur für das Medienzeitalter
  10. Kondenorientiert und kostenbewusst

Passend zu Punkt 9 zeigte dann das Architekturbüro Reiner Becker den Entwurf zur Umgestaltung des Gebäudes. Wer das jetzige Gebäude (und die bisherige Potsdamer Bibliothekspolitik) kennt, wagt es kaum zu glauben, wie die Bibliothek im Jahre 2011 aussehen soll. Becker machte deutlich, wie der genius loci im Zentrum Potsdam gewahrt bleiben kann unter Beibehaltung der Assoziationen des Gebäudes an Mies van der Rohe (!). Mich erinnert der Entwurf auf den ersten Blick an das Gebäude der Stadtbibliothek Gütersloh. Das dort zentrale Café ist auch geplant, allerdings naturgemäß mit Öffnung zum „Platz der Einheit“. Im Erdgeschoss ist außerdem ein Bürgersaal vorgesehen und eine akustisch abgrenzte Kinderbibliothek. Eine ganze Etage ist den Brandenburgica vorbehalten und es gibt Gespräche über einen Umzug der Volkshochschule in das Gebäude. Die Innengestaltung (Medienpräsentation) auf den Computeranimationen sind bisher bloße Platzhalter, versicherten mir Frau Mattekatt und der Bauherr (KIS).

Die Besucher der Ausstellung konnten es sich kaum vorstellen: das bisherige Eingangsfoyer hat lediglich die Tiefe eines der Raster des Skelettbaus: es soll jetzt die ganze Fläche umfassen. Eine Großzügigkeit, die eigentlich gar nicht zu Preußen passt, die aber dem gesellschaftlichen Raum Bibliothek sicher angemessen ist.

Interessanterweise führt der auf der Website der Bibliothek angegebene Link zum Beschluss der SVV ins Leere. Und in den offiziellen Niederschriften der Stadtverordnetenversammlungen ist bisher kein Beschluss dieser Art zu verzeichnet. So dass ich bei aller Euphorie bezüglich der allmählichen Realisierung neuer Bibliothekskonzepte in Deutschland doch dem Beitrag ein Fragezeichen hinzufügen müsste. Kultusministerin Wanka machte allerdings deutlich, dass es keine finanziellen Auseinandersetzungen mit dem Land diesbezüglich gebe….

vgl. auch meinen früheren Beitrag.

SLB Potsdam – Durchbruch?

Gleich zweimal war die Stadt- und Landesbibliothek Potsdam in den letzten Tagen in der Presse mit positiven Nachrichten:

Am 17.2. kam eine freudige – wenn auch knappe – Meldung in den Potsdamer Neusten Nachrichten:

Die Stadt- und Landesbibliothek Potsdam soll bis spätestens 2011 saniert sein. Dies gaben Bibliotheksdirektorin Marion Mattekat und Potsdams Kulturbeigeordnete Gabriele Fischer gestern bekannt. Danach erhält das marode Gebäude unter anderem einen Fahrstuhl, der Innenhof wird zu einem Lichthof umgestaltet. Rund neun Millionen Euro sind für das Vorhaben veranschlagt. Die Bauarbeiten sollen in drei Abschnitten parallel zum laufenden Betrieb durchgeführt werden.

Gleichzeitig wird bis 2010 das jetzige Etat für die Anschaffung neuer Medien von jetzt 141 000 Euro auf dann 320 000 Euro mehr als verdoppelt. Beigeordnete Fischer sagte, dass sich auch in den Folgejahren die Summe des Etats in dieser Höhe bewegen solle. Jedoch werden ab 2009 acht Personalstellen abgebaut. Jedoch werde niemand entlassen, so Mattekat. Modernere Technik soll die fehlenden Mitarbeiter ersetzen.

Eine Woche später stellt der Architekt auch schon einen Entwurf für den Umbau vor:

Wirtschaftlichkeit kann gut aussehen. Das zeigte der Potsdamer Architekt Jürgen Becker am Donnerstag im Kulturausschuss. Vorgestellt wurden hier die Ergebnisse der Vorplanungen für die Sanierung der Stadt- und Landesbibliothek am Platz der Einheit. Wie Bibliotheksdirektorin Marion Mattekat den Ausschussmitgliedern erklärte, ging es in den Gesprächen zu dieser Vorplanung darum, „Rahmenbedingungen für eine zeitgenössische Bibliothek zu schaffen, bei denen auch die wirtschaftliche Variante“ berücksichtigt werden musste. Wirtschaftlich soll in diesem Zusammenhang heißen – kostengünstig. Und Becker zeigte, dass kostengünstig nicht zwingend billig aussehen muss.

Das online nicht vorhandene Photo der Print Ausgabe ließ in der Tat eine interessante Planung vermuten. (PNN 24.2.)

Kultur und Bildung kein Luxus, sondern Zukunftsbedingung

sagt Ministerpräsident Matthias Platzek zur Eröffnung des 26,5 Millionen Euro teuren neuen Theaters in Potsdam. Es ist tatsächlich ein schöner Bau geworden vom (Kirchen-)Architekten Gottfried Böhm, in mutiger Lage und optisch imagebildend.

Das Haus werde nun als „Maßstab für künftige Bauten in der Landeshauptstadt“ gelten, so Jakobs in seiner Rede. Dass aus einer „alten Industrie und Militärbrache ein Kulturzentrum“ entstehe, sei „einmalig in Deutschland“, so der Potsdamer Oberbürgermeister. Der Intendant des Hans Otto Theaters, Uwe Eric Laufenberg, sagte vor Journalisten, dass das neue Schauspielhaus ein „wichtiges Signal für den Osten“ sei, weil es die Lebensqualität der Bürger erhöhe, aber auch die Wirtschaft anziehe. Auch die Befürchtung, dass sanierte Gebäude und ein neues Theater die „alternative Kunstszene“ vom Standort Schiffbauergasse vertreiben könnte, habe sich nicht bestätigt, so Laufenberg. Platzeck wies in seiner Rede daraufhin, dass Kultur und Bildung „keine Luxusgüter“ seien. „Vielmehr gehören sie zu den Grundrechten in einer demokratischen Gesellschaft, die zukunftsfähig sein will“, sagte Platzeck. [PNN, Tagesspiegel]

Ein Schwimmbad für über 30 Millionen Euro ist ebenfalls in Planung durch den Urvater aller Architekten-Visionäre, Oscar Niemeyer.

Ich will mich eigentlich nicht ständig wiederholen: wieviel für wird die Bildung durch Bibliotheken ausgegeben? Und wie ist die Marktdurchdringung im Vergleich? Wieviel Prozent der Bevölkerung gehen in ein Theater, bei dem für die laufenden Kosten jeder Platz weiterhin subventioniert ist. Wieviel Prozent der Bevölkerung gehen schwimmen? Bibliotheken wurden in Deutschland noch bis vor 10 Jahren von über 50% der Bevölkerung besucht. (Das ist leider durch mangelnde Finanzierung der laufenden Erwerbungsmittel auf 10-15% gefallen. In Deutschland – in anderen Ländern nicht)

Wenn dann gleichzeitig die neue Shell Jugend Studie (Hurrelmann, Infratest) auf dem Tisch liegt (wolhfeil kommentiert vom Bundespräsidenten in seiner Berliner Rede letzte Woche).

„Die »Bildungswelten« und die damit verbundenen persönlichen Chancen driften demnach weiter auseinander.“ [bezogen auf die soziale (wie auch gender-) Bedingtheit der Bildungschancen -Pressetext, Shellstudie]

und man weiß, dass Brandenburg Schlusslicht in den prozentualen Bildungsausgaben im Ländervergleich ist… und man bedenkt, dass die lange fällige Renovierung und der Einbau eines gesetztlich vorgeschriebenen Aufzugs in die Stadt- und LANDESbibliothek Potsdam als „Wissensspeicher“ verkauft aber mit EU Geldern bezahlt werden soll – und mit nur 8 Mio Euro veranschlagt ist… .

Gute Nacht.

PS Musikempfehlung dazu: Xavier Naidoo: Abgrund

SLB Potsdam wird Wissensspeicher


Gestern hat die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Potsdam, dem Standortentwicklungskonzept (SEK) zugestimmt. (Potsdamer Neueste Nachrichten: Grünes Licht für SEK!) Das Land Brandenburg stellt Strukturentwicklung mittels Fördergeldern in Wachstumskernen in Aussicht in einem eigenen Landesinnovationskonzept.
Eine von vier sog. Leitbildebenen ist „Potsdam als Wissensstadt“. Dazu ist beschlossen worden, die Stadt- und Landesbibliothek zum „Wissensspeicher“ auszubauen – vorausgesetzt das Land bzw. EU finanziert. In der Prioritätenliste steht damit die Stadtbibliothek an vierter Stelle der unabdinbaren Maßnahmen. Wichtig ist, dass hier in der Tat der Wert der Bibliothek für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Stadtentwicklung betont wird. Die anderen (höherprioritären) Maßnahmen sind ebenfalls Infrastrukturprojekte wie die Anbindung an den Flughafen BBI, die zentrale Trambrücke in der Innenstadt und die „Wissenschaftsbahn“ zwischen Golm und Griebnitzsee.

„Entstehen soll eine Kombination aus klassischer Bibliothek, einem Medienzentrum und Ort der Informationsvermittlung, der Kommunikation und Begegnung in der Stadtmitte („Wissensspeicher“). Inhaltliche Schwerpunkte sind neue Medien, die schulische und betriebliche Aus- und Weiterbildung und die Unterstützung der Wirtschaft im Bereich des Wissensmanagements. Im ersten Schritt soll dazu im Zuge der Sanierung ein Raumangebot für die Transferplattform Wirtschaft – Wissenschaft geschaffen werden. Als öffentlicher Ort der Kultur in der Mitte Potsdams ist die Bibliothek auch Raum für Kommunikation und Integration.“

Vor allem der Punkt „Raumangebot für die Transferplattform Wirtschaft – Wissenschaft“ ist innovativ. (Dank an Complan)

Ob die dringend notwendige Investition in das Gebäude tatsächlich aus dem Altpapierlager (Umlauf) den Ort für Kommunikation und Integration macht, wird zu beobachten sein. Noch wichtiger wäre IMHO die Aufstockung des laufenden Etats.

Zunächst wünschen wir viel Glück für den noch notwendigen Kabinettsbeschluss.

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