Kultur und Bildung kein Luxus, sondern Zukunftsbedingung

sagt Ministerpräsident Matthias Platzek zur Eröffnung des 26,5 Millionen Euro teuren neuen Theaters in Potsdam. Es ist tatsächlich ein schöner Bau geworden vom (Kirchen-)Architekten Gottfried Böhm, in mutiger Lage und optisch imagebildend.

Das Haus werde nun als „Maßstab für künftige Bauten in der Landeshauptstadt“ gelten, so Jakobs in seiner Rede. Dass aus einer „alten Industrie und Militärbrache ein Kulturzentrum“ entstehe, sei „einmalig in Deutschland“, so der Potsdamer Oberbürgermeister. Der Intendant des Hans Otto Theaters, Uwe Eric Laufenberg, sagte vor Journalisten, dass das neue Schauspielhaus ein „wichtiges Signal für den Osten“ sei, weil es die Lebensqualität der Bürger erhöhe, aber auch die Wirtschaft anziehe. Auch die Befürchtung, dass sanierte Gebäude und ein neues Theater die „alternative Kunstszene“ vom Standort Schiffbauergasse vertreiben könnte, habe sich nicht bestätigt, so Laufenberg. Platzeck wies in seiner Rede daraufhin, dass Kultur und Bildung „keine Luxusgüter“ seien. „Vielmehr gehören sie zu den Grundrechten in einer demokratischen Gesellschaft, die zukunftsfähig sein will“, sagte Platzeck. [PNN, Tagesspiegel]

Ein Schwimmbad für über 30 Millionen Euro ist ebenfalls in Planung durch den Urvater aller Architekten-Visionäre, Oscar Niemeyer.

Ich will mich eigentlich nicht ständig wiederholen: wieviel für wird die Bildung durch Bibliotheken ausgegeben? Und wie ist die Marktdurchdringung im Vergleich? Wieviel Prozent der Bevölkerung gehen in ein Theater, bei dem für die laufenden Kosten jeder Platz weiterhin subventioniert ist. Wieviel Prozent der Bevölkerung gehen schwimmen? Bibliotheken wurden in Deutschland noch bis vor 10 Jahren von über 50% der Bevölkerung besucht. (Das ist leider durch mangelnde Finanzierung der laufenden Erwerbungsmittel auf 10-15% gefallen. In Deutschland – in anderen Ländern nicht)

Wenn dann gleichzeitig die neue Shell Jugend Studie (Hurrelmann, Infratest) auf dem Tisch liegt (wolhfeil kommentiert vom Bundespräsidenten in seiner Berliner Rede letzte Woche).

„Die »Bildungswelten« und die damit verbundenen persönlichen Chancen driften demnach weiter auseinander.“ [bezogen auf die soziale (wie auch gender-) Bedingtheit der Bildungschancen -Pressetext, Shellstudie]

und man weiß, dass Brandenburg Schlusslicht in den prozentualen Bildungsausgaben im Ländervergleich ist… und man bedenkt, dass die lange fällige Renovierung und der Einbau eines gesetztlich vorgeschriebenen Aufzugs in die Stadt- und LANDESbibliothek Potsdam als „Wissensspeicher“ verkauft aber mit EU Geldern bezahlt werden soll – und mit nur 8 Mio Euro veranschlagt ist… .

Gute Nacht.

PS Musikempfehlung dazu: Xavier Naidoo: Abgrund