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SLB Potsdam – Durchbruch?

Gleich zweimal war die Stadt- und Landesbibliothek Potsdam in den letzten Tagen in der Presse mit positiven Nachrichten:

Am 17.2. kam eine freudige – wenn auch knappe – Meldung in den Potsdamer Neusten Nachrichten:

Die Stadt- und Landesbibliothek Potsdam soll bis spätestens 2011 saniert sein. Dies gaben Bibliotheksdirektorin Marion Mattekat und Potsdams Kulturbeigeordnete Gabriele Fischer gestern bekannt. Danach erhält das marode Gebäude unter anderem einen Fahrstuhl, der Innenhof wird zu einem Lichthof umgestaltet. Rund neun Millionen Euro sind für das Vorhaben veranschlagt. Die Bauarbeiten sollen in drei Abschnitten parallel zum laufenden Betrieb durchgeführt werden.

Gleichzeitig wird bis 2010 das jetzige Etat für die Anschaffung neuer Medien von jetzt 141 000 Euro auf dann 320 000 Euro mehr als verdoppelt. Beigeordnete Fischer sagte, dass sich auch in den Folgejahren die Summe des Etats in dieser Höhe bewegen solle. Jedoch werden ab 2009 acht Personalstellen abgebaut. Jedoch werde niemand entlassen, so Mattekat. Modernere Technik soll die fehlenden Mitarbeiter ersetzen.

Eine Woche später stellt der Architekt auch schon einen Entwurf für den Umbau vor:

Wirtschaftlichkeit kann gut aussehen. Das zeigte der Potsdamer Architekt Jürgen Becker am Donnerstag im Kulturausschuss. Vorgestellt wurden hier die Ergebnisse der Vorplanungen für die Sanierung der Stadt- und Landesbibliothek am Platz der Einheit. Wie Bibliotheksdirektorin Marion Mattekat den Ausschussmitgliedern erklärte, ging es in den Gesprächen zu dieser Vorplanung darum, „Rahmenbedingungen für eine zeitgenössische Bibliothek zu schaffen, bei denen auch die wirtschaftliche Variante“ berücksichtigt werden musste. Wirtschaftlich soll in diesem Zusammenhang heißen – kostengünstig. Und Becker zeigte, dass kostengünstig nicht zwingend billig aussehen muss.

Das online nicht vorhandene Photo der Print Ausgabe ließ in der Tat eine interessante Planung vermuten. (PNN 24.2.)

Kultur und Bildung kein Luxus, sondern Zukunftsbedingung

sagt Ministerpräsident Matthias Platzek zur Eröffnung des 26,5 Millionen Euro teuren neuen Theaters in Potsdam. Es ist tatsächlich ein schöner Bau geworden vom (Kirchen-)Architekten Gottfried Böhm, in mutiger Lage und optisch imagebildend.

Das Haus werde nun als „Maßstab für künftige Bauten in der Landeshauptstadt“ gelten, so Jakobs in seiner Rede. Dass aus einer „alten Industrie und Militärbrache ein Kulturzentrum“ entstehe, sei „einmalig in Deutschland“, so der Potsdamer Oberbürgermeister. Der Intendant des Hans Otto Theaters, Uwe Eric Laufenberg, sagte vor Journalisten, dass das neue Schauspielhaus ein „wichtiges Signal für den Osten“ sei, weil es die Lebensqualität der Bürger erhöhe, aber auch die Wirtschaft anziehe. Auch die Befürchtung, dass sanierte Gebäude und ein neues Theater die „alternative Kunstszene“ vom Standort Schiffbauergasse vertreiben könnte, habe sich nicht bestätigt, so Laufenberg. Platzeck wies in seiner Rede daraufhin, dass Kultur und Bildung „keine Luxusgüter“ seien. „Vielmehr gehören sie zu den Grundrechten in einer demokratischen Gesellschaft, die zukunftsfähig sein will“, sagte Platzeck. [PNN, Tagesspiegel]

Ein Schwimmbad für über 30 Millionen Euro ist ebenfalls in Planung durch den Urvater aller Architekten-Visionäre, Oscar Niemeyer.

Ich will mich eigentlich nicht ständig wiederholen: wieviel für wird die Bildung durch Bibliotheken ausgegeben? Und wie ist die Marktdurchdringung im Vergleich? Wieviel Prozent der Bevölkerung gehen in ein Theater, bei dem für die laufenden Kosten jeder Platz weiterhin subventioniert ist. Wieviel Prozent der Bevölkerung gehen schwimmen? Bibliotheken wurden in Deutschland noch bis vor 10 Jahren von über 50% der Bevölkerung besucht. (Das ist leider durch mangelnde Finanzierung der laufenden Erwerbungsmittel auf 10-15% gefallen. In Deutschland – in anderen Ländern nicht)

Wenn dann gleichzeitig die neue Shell Jugend Studie (Hurrelmann, Infratest) auf dem Tisch liegt (wolhfeil kommentiert vom Bundespräsidenten in seiner Berliner Rede letzte Woche).

„Die »Bildungswelten« und die damit verbundenen persönlichen Chancen driften demnach weiter auseinander.“ [bezogen auf die soziale (wie auch gender-) Bedingtheit der Bildungschancen -Pressetext, Shellstudie]

und man weiß, dass Brandenburg Schlusslicht in den prozentualen Bildungsausgaben im Ländervergleich ist… und man bedenkt, dass die lange fällige Renovierung und der Einbau eines gesetztlich vorgeschriebenen Aufzugs in die Stadt- und LANDESbibliothek Potsdam als „Wissensspeicher“ verkauft aber mit EU Geldern bezahlt werden soll – und mit nur 8 Mio Euro veranschlagt ist… .

Gute Nacht.

PS Musikempfehlung dazu: Xavier Naidoo: Abgrund