…felix austria…: Die SPÖ titelte noch im März 2006 „Lesen kann die Welt verändern“ in ihrem Bibliotheksprogramm (lesenswert!!). Ob sie dadurch die Wahl gewonnen hat? Zumindest scheint sie einiges verstanden zu haben – auch wenn das Thema Bibliotheken weder unter dem Stichwort Wirtschaft noch im eigentlichen Parteiprogramm dann erscheint.
Die SPD bastelt derzeit an ihrem neuen Parteiprogramm. In dem Hearing im Frühsommer 2006 (100 kluge Köpfe, veröffentlicht am 23.11.) erwähnte lediglich Nida Rümelin Bibliotheken: zum einen um auf ihre Notwendigkeit zu verweisen und zum anderen um auszuführen:
Die Erwachsenenbildung und die städtischen Bibliotheken haben [in Deutschland] ein ungewöhnlich hohes Niveau. Die primäre Verantwortung der Städte und Gemeinden, sowie der Länder hat sich bewährt.
Wie uninformiert Professoren und ehemalige Staatsminister sein können!
In den Leitsätzen „Kraft der Erneuerung“ auf dem Weg zum neuen Grundsatzprogramm der SPD vorgelegt am 24.4.2006 steht u.a.
Wenn wir in Zukunft einen hohen Wohlstand erhalten wollen, dann sind mehr öffentliche Investitionen in soziale Dienstleistungen, in Bildung, Innovation und Infrastruktur notwendig.
und viele andere schöne Formulierungen. Nur die Konsequenz, dass dies gerade auch mit Bibliotheken erreicht werden könnte (wie in anderen Ländern), kommt den Autoren des Papiers nicht in den Sinn.
Ähnlich auch das unlängst verabschiedete Programm der Thüringer SPD, in dem es u.a. heißt:
Der Erhalt und Ausbau qualitativ hochwertiger sozialer und kultureller Einrichtungen verhindert Ausgrenzung und sichert allen Bürgerinnen und Bürgern die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
aber auch hier sucht man die Bibliothek als Konsequenz vergebens, trotz aller Thüringer Landtagsdebatten zum Bibliotheksgesetz. Lediglich der SPD Landesverband Berlin nennt Bibliotheken ‚unter ferner liefen‘ im Zusammenhang mit „Quartiersmanagement“ (sic), wenn auch etwas sachlich begründeter als die anderen.
Auch der SPD-Landesverband NRW denkt auch fantastisch um die Bibliothek herum:
Von der Industrie- zur Wissensgesellschaft
Strukturpolitik ist eine gemeinsame Aufgabe von Staat, Wissenschaft, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Akteuren. Strukturpolitik muss mögliche Entwicklungen und gesellschaftliche Bedürfnis-se zusammenführen.
Bildungsinvestitionen sind in einer Wissensgesellschaft die wichtigste Voraussetzung für nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum. Eine Wissensgesellschaft ist in vielen Bereichen eine zeitlich und örtlich hoch flexibilisierte Arbeitswelt, die den ArbeitnehmerInnen auch Einschränkungen in ihrem sozialen Umfeld auferlegt.
Unter Bildung wird aber praktisch nur die Ganztagsschule verstanden und vor allem keine Lösung dafür gefunden, was denn die Schüler nachmittags in der Schule machen sollen – ohne Schulbibliothek?
Immerhin gibt es die Möglichkeit, sich noch bis Ende 2006 an der Debatte zu beteiligen: im Debattenblog. (Ob die hunderte Kommentare aber gelesen werden fragt man sich,)