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Embodied Cognition in Design Thinking und Informationswissenschaft

Komponenten des Design Thinking

Zum Jubiläum der Potsdam School of Design Thinking gab es verschiedene Berichte in der Presse. U.a. ein schönes Interview mit Ulrich Weinberg, dem Leiter der D-School mit dem Titel „Mit den Händen Denken“ (PNN, 21. Sept. 2012). Hier sieht man einmal wieder was Blaise Cronin unlängst in einem pointierten Artikel über den Zustand der Informationswissenschaft geschrieben hat 1.  Informationswissenschaftliche Ansätze sind mittlerweile überall anzutreffen und es ist kaum noch zu unterscheiden, ob es sich um einen Import oder einen Export derselben handelt. Tragischerweise sind die anderen Disziplinen meist „mächtiger“, so dass in der Tat unsere Disziplin aus dem Fokus gerät. Oder aber es gibt „mainstreamige“ Entwicklungen, die die Informationswissenschaft analog zu anderen Disziplinen aufnimmt, wie etwas den Spatial Turn oder die Netzwerktheorie (etwa mit Bruno Latours ANT). Exemplarisches Beispiel dafür eben der methodische Ansatz des Design Thinking, das explizit auf Erkenntnisse der „Embodied Cognition“ aufbaut 2. Harald Reiterer und sein Team hat schön demonstriert, dass dies auch für die Informationswissenschaft, bzw. die von ihr entwickelten Systeme gelten kann 3. In unserem Masterstudiengang Informationswissenschaften versuche ich in dem Track Wissenstransfer ebenfalls solche Ansätze mit aufzunehmen – zugegeben auf einem anderen Niveau als das HPI ;-( . Die multidisziplinären Teams (s. Grafik zu den Komponenten des Design Thinking oben4 ) sind hier inhärent gegeben durch die verschiedenen Berufsfelder (ABD + M) unserer Studierenden, die Thematik der Räumlichkeiten ist Thema durch den Ansatz der dritten Generation des Wissensmanagements („ba“ von Nonaka/Takeuchi) und der Design Thinking Process taucht mit der Transferwissenschaft ebenfalls implizit wieder auf. In der Beschreibung des Design Thinking wird allerdings kein Bezug auf die Informationswissenschaft genommen.

  1. Cronin, Blaise: „The waxing and waning of a field: reflections on information studies education“ Information Research, 17(2012),3 paper 529. Available at http://InformationR.net/ir/17-3/paper529.html
  2. Dourish, Paul: Where the action is : The foundations of embodied interaction. Cambridge, Mass : MIT Press, 2001.
  3. Heilig, Mathias ; Demarmels, Mischa ; Huber, Stephan ; Reiterer, Harald: Blended Library : Neue Interaktionsformen für die Bibliothek der Zukunft. In: i-com 9 (2010), Nr. 01, S. 46-57.
  4. http://www.hpi.uni-potsdam.de/d_school/designthinking/komponenten.html

Password zum Positionspapier der Leibniz Gemeinschaft

 

 

Im Branchennewsletter Password Online nimmt Willi Bredemeier ausführlich Stellung zum neuen Positionspapier der Leibnizgemeinschaft „Zukunft durch Forschung„. Er bemängelt vor allem die Tendenz der letzten Jahre, auch Informationsinfrastruktureinrichtungen unter Forschungsgesichtspunkten zu betrachten.

Der schleichende Umbau von Informationsinfrastruktureinrichtungen zu Quasi-Forschungsinstituten kann niemandem, auch nicht der Hochschulforschung, gerecht werden. Es handelt sich um einen Irrweg.
Nötig wäre es hingegen, den Besonderheiten von Informationsinfrastruktureinrichtungen Rechnung zu tragen sowie eine Intensivierung der Zusammenarbeit mit allen auch-außerwissenschaftlichen etablierten Zielgruppen und den Aufbau neuer Kooperationen auch zu nicht-wissenschaftlichen Zielgruppen zu fördern.

Als langjähriger Mitarbeiter bzw. als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats solcher Einrichtungen kann ich aus der Innenperspektive nur sagen, dass diese Entwicklung den Informationszentren nur gut getan hat. Der enge Kontakt mit der Wissenschaft, den man als Serviceeinrichtung eigentlich schon hat, ist nicht zu vergleichen mit der konkreten Anbindung an Hochschulen über gemeinsame Berufungen. Erst damit kann die Serviceeinrichtung wirklich nachvollziehen, was es heißt, Wissenschaft zu betreiben.

In den Evaluationen wird entgegen der Vermutung von Bredemeier sehr wohl auf die Besonderheit einer Informationseinrichtung Wert gelegt. Man vergleiche nur in den Jahresberichten die Art und Inhalte der entstandenen Projekte und Publikationen. Die BLK hatte dazu ja auch vor Jahren festgestellt, dass z.B. das IZ Sozialwissenschaften der GESIS „der Leuchtturm der informationswissenschaftlichen Forschung geworden sei“. Der Informationswissenschaft hat jedenfalls die enge Verbindung mit der Infrastruktur gut getan. Ich denke auch nicht, dass gerade Leibniz Institute die außeruniversitäre Praxis aus den Augen verlieren. Eher im Gegenteil: gerade auch die Wirtschaft will und kann profitieren von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Tatsache, dass es trotz entsprechender Positionspapiere am Anfang der Fachinformationsära keinen Ausbau der Informationswissenschaft in Deutschland gegeben hat (Kunz/Rittel) und diese an die Fachhochschulen verbannt wurde, hatte sich in der Zwischenzeit gerächt. Die jetzige Lösung ist aber sicher gerade für die Informationsinfrastruktur besser als eine Informationswissenschaft im universitären Elfenbeinturm.

 

Zukunft der Informationswissenschaft (Video der Podiumsdiskussion)

Das Video zur Podiumsdiskussion auf der DGI Konferenz ist online. Ich denke die Beiträge sind durchweg anschauenswert, auch wenn es nicht zu der großen Kontroverse gekommen ist, die manche hofften. Meine Ankündigungen und Beiträge dazu hier im Blog sind diese und diese.

Video zur Podiumsdiskussion: Zukunft der Informationswissenschaft from DGI on Vimeo.

Internationale Konferenz „Stadt der Ströme“ (Rückblick)

conference banner in front of the theatre

Als einer der Höhepunkte und Abschluss des Jubiläumsjahrs der Fachhochschule Potsdam (20 Jahre FHP) veranstaltete das Innovationskolleg der Hochschule eine multidisziplinäre, internationale Tagung zu Fragen der Entwicklung der Informationsgesellschaft im urbanen Umfeld. Im Innovationskolleg arbeiten seit zwei Jahren vier Kollegen aus verschiedenen Fachdisziplinen unter dem Motto „Stadt-Klima-Potsdam“ zusammen und im Laufe dieser Konfrontation von Diskursen aus Interface Design, Sozialarbeit, Kulturarbeit und Bibliothekswissenschaft entstand die Idee einer interdisziplinären Tagung, bei der internationale Experten aus den jeweiligen Fachgebieten zu den digitalen Entwicklungen der letzten Jahre Stellung nehmen bzw. Praxisbeispiele aus ihrem Feld präsentieren sollten. Continue reading

InformationswissenschaftlerInnen müssten…

Lambert Heller hat in einem sehr schönen Beitrag in Inetbib zu der Debatte Stellung genommen, warum wieviel Open Acess gerade in der LIS Domäne wichtig wäre. Dabei beschreibt er die Aufgaben für InformationswissenschafterlInnen heute:

InformationswissenschaftlerInnen, wenn dieser Begriff überhaupt noch eine Bedeutung haben soll, müßten Experten dafür sein, wie (unter anderem) Wissenschaftler mit Informationen umgehen. Sie müßten eine feine Nase dafür haben, wie genau im Laufe weniger Jahre neue Werkzeuge und Srategien des Arbeitens mit Informationen entstanden sind. (Stichwort „Internet“.) Sie müßten ein Gespür dafür haben, daß wir erst am Anfang einer umfassenden Medienrevolution stehen. Sie müßten die Neugier und den Mut haben, neue Wege zu beschreiten, Dinge auszuprobieren, um auf Grundlage dieser Erfahrungen Dritten ebensolche Wege aufzeigen zu können.

Interessanterweise verweist er dann im Anschluss auf den letzten Dokumentartag in Düsseldorf (Web Science) als Beispiel für Open Science. Das kann ich nach den Diskussionen auf der re:publica letzte Woche zum Thema Open Science nicht so sehr teilen. Open Science beginnt vor allem bei der Produktion des Wissens und legt alle Schritte offen, z.B. auch den Review Prozess.

Aber wie gesagt: das Zitat zu den Aufgaben der Informationswissenschaft in unserer Zeit kann ich voll unterschreiben und wundere mich, dass dies kaum jemand sonst so sieht. Vielen Dank @Lambo.