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Bernard Stiegler 1952-2020

Bernard Stiegler, 2004

Manche schreiben mit 91 noch das alles umfassende Opus Magnum ihres Lebens wie Jürgen Habermas [1], andere verlassen es freiwillig mit 68. Dies ist besonders schade bei dem neben Bruno Latour zweitwichtigsten aktuellen Philosophen Frankreichs.

Sein Buch „Logik der Sorge“ [2], eines der wenigen, die auf Deutsch erschienen, bekam in der Anfangszeit der Pandemie eine Art symbolische Aufladung, als klar wurde, dass die Sorge (lat. cura) ein vernachlässigter Aspekt unserer liberalitären Gesellschaft (wie er sagt) ist. In einem seiner letzten Bücher [3] erklärt er mit einem typisch französisch poststrukturalistischen Wortspiel à la Derrida sogar, dass „Wunden verbinden“ (panser) die gleiche Art des Handelns ist wie „denken“ (penser). Genauer hindenken bedeutet auch eine Form des Heilens bzw. muss sich ebenso wie der Krankenpfleger entscheiden, wer oder was „geheilt“ werden muss/kann im jeweiligen Moment. Ganz im Sinne auch der Definition“ von Information durch Gregory Bateson: „any difference that makes a difference“ [4]. Continue reading