Monthly Archives: August 2006

Social Networking als Pflichtlehrveranstaltung

Der Tagesspiegel hat heute ein ausführliches Feature über MySpace und dessen Auswirkungen z.B. auch auf die Universitäten

ist mittleweile unter Schülern und Studenten in den USA so beliebt, dass viele Lehreinrichtungen den Zugang von ihren Computern aus sperren, weil ihren Studenten sonst keine Zeit zum Studieren mehr bleibt und die Netzwerke überlastet zusammenbrechen. Die Universität Berkeley vor den Toren San Franciscos bietet neuerdings für Erstsemester den Kurs „social networking“ an, der sich mit dem Online-Communities beschäftigt – als Pflichtveranstaltung.

sowie eine Reihe von anderen Konsequenzen des neuen Mediums (?): vom sexuellen Missbrauch bis zum ergiebigen Werbeträger….

Mehr dazu bei Berkeley selbst: auf einer Konferenz der Lehrenden im März:

„We are clearly entering a new realm where the development of technology is outpacing our ability to keep up with it,“ Genaro Padilla, UC Berkeley vice chancellor for student affairs

Mark Zuckerberg (Gründer von Facebook) hält aber auf der gleichen Tagung dagegen:

„… essentially […] no major lifestyle changes are being made.

People are doing online exactly what they’re doing offline. The only reason they’re doing it online is because it’s more efficient.“

Eine Debatte der Generationen? Wo stehen wir? Erst noch bei der Warnung vor sexuellem Missbrauch.

IFLA in Seoul – live dabei

Der LIBREAS Reiseblog berichtet lesenswert „live“ aus Seoul:

Heute wurde es ernst mit der IFLA – dies aus zwei verschiedenden Perspektiven: der kollektiven und der individuellen. Die Kollektive fand sich im Einschwören der Konferenzteilnehmer auf den Event und die Stimmung, die man sich dabei wünscht mit einer Eröffnungszeremonie, die man ohne schlechtes Gewissen als Gala bezeichnen kann. Die andere, die Individuelle war der Beginn der Arbeit am IFLA-Express, die sich auch nachdem wir heute einige gestern noch wie ein Zikadenschwarm über uns kreisenden technischen Umstimmigkeiten beheben konnten, nicht unbedingt als Zuckerschlecken sondern eher als Wegschlürfen einer Fläschen Milki, eine Form „Beverage“, die ein bisschen an Milchschorle erinnert, darstellt…Überhaupt sind Soda und Soft Drinks hier eine aufregende Sache und wer das Experimentieren liebt, der hat es hier wenigstens ein paar Tage lang leicht. Was süß erscheint, ist gallebitter und was aussieht, wie abgestandenes Teichwasser (bzw. Heuaufguß) erweist sich als wahre Köstlichkeit. …
Bei der Eröffnungsgala in der Atlantic Hall des COEX gab es für die Zuschauer Getränke nur aus dem Automaten und auf eigene Kosten, gratis aber Süßkram, den die junge Verteilerinnen zuckersüß anpriesen. Die mit den Konfektkörben vorbeischlendernden Herren in ihren dunkleren Anzügen blieben dagegen cool und hielten den auf den Anpfiff Wartenden die Körbchen vor die Nase, wie man es sonst nur von Pferden und Hafersäckchen kennt. …

Die Opening Ceremony beispielsweise war derart als Show inszeniert, dass ich im mir angesichts der dicken Schicht Licht- und Toneffekt ein wenig Sehnsucht nach substanzieller Aussage keimen spürte. Es ist nicht so, dass ich mich nach den endlosen trockenen Programmreden (a la Oslo) zurücksehne, aber letztlich ist es doch eine Art Bibliothekskongress und nicht, wie man hier vermuten hätte können, ein olympisches Fest mit einer Eröffnung, die irgendwie auch zu Weltfestspielen passend gewesen wäre.

Die besten Wünsche dem LIBREAS und IFLA Express Team.

NACHTRAG:

Erneutes Säbelrasseln zwischen Süd- und Nordkorea: Tagesschau vom 22.8.2006

Saur-Verlag back home

Nach einigen Jahren Exil bei Thomson konnte Klaus G. Saur seinen Verlag wieder zurück nach Europa holen. Saur selbst war aus seinem Verlag zu de Gruyter nach Berlin gegangen, mit dem er schon andere deutsche Verlage aufgekauft hatte. Es entsteht damit der zweitgrößte geisteswissenschaftliche europäische Verlag nach Oxford University Press. Herzlichen Glückwunsch zu diesem Coup. Hier die Pressemitteilung:


Berlin, 14. August 2006

Mit sofortiger Wirkung übernimmt die Walter de Gruyter GmbH & Co. KG das gesamte Programm der K. G. Saur Verlag GmbH, zu der seit 2005 auch der Max Niemeyer Verlag in Tübingen gehört. Durch die Zusammenführung gewinnt Walter de Gruyter die Marktführerschaft in den Bereichen Altertumswissenschaften, Philosophie, Germanistik, Linguistik, Anglistik und Romanistik sowie in den Bibliothekswissenschaften und allgemeinen Bibliotheksnachschlagewerken. Hauptsitz des Unternehmens wird Berlin.

Prof. Dr. Klaus G. Saur, geschäftsführender Gesellschafter und Vorsitzender der Geschäftsführung des Verlages: „Diese Fusion ist ein Glanzpunkt verlegerischer Tätigkeit. Die Verlagsprogramme ergänzen sich ideal. Durch die hohen Synergieeffekte im Lektorats- sowie im gesamten Vertriebsbereich weltweit, sehen wir ein ungewöhnlich großes Zukunftspotential.“

Prof. Dr. Klaus G. Saur ist Honorarprofessor am Insitut für Bibliotheks- und Informationswissenschaften der Humboldt Universität zu Berlin. Er ist langjährig der IFLA verbunden. Dieses Jahr wird es sicher wieder einen seiner berühmten großen Empfänge auf dem Wolrd Library and Information Congress in Seoul geben. [Hinweis in eigener Sache: eine der wichtigsten Neuerscheinungen bei Saur in den letzten Jahren 😉 ]
[via IB Weblog]

Nachtrag: „Auszug aus der Wissenslücke“ sehr schöner Artikel im Tagesspiegel am 12.9.2006

Das Radio und die neuen Medien

Am Wochenende im InfoRadio: das Magazin „Future II“ mit Zukunftsthemen: dieses Mal als Wiederholung ein hörens– und lesenswertes Feature über die Entwicklung neuer Medien, speziell den Weblogs und Podcasts:

Medien verändern unsere Welt, aber Medien verändern sich auch ständig selbst, und dies heute so schnell wie niemals zuvor. Fernsehübertragung per Satellit, Radio im Internet, Bücher auf dem Palmtop – die Botschaften erreichen uns auf immer neuen Kanälen.

Aber es geht um mehr als nur technische Innovation. Einiges spricht dafür, dass wir an einer Epochenschwelle stehen, wahlweise das „Ende der Gutenberg-Galaxis“ oder „Digitale Revolution“ genannt. Der Computer ist das neue Leitmedium, so sagen einige, die Einzelmedien gehen in ihm auf. Der Computer vereinigt alle – vom Telephon über den CD-Spieler zum Film. Der Computer ist eigentlich gar kein Medium mehr, so sagen andere, sondern ein Netzpunkt im World Wide Web, ein Universalprozessor all dessen, was ist, denn alles, was ist, kann digital notiert werden. Schrift, Bilder, Töne – sie sind gar keine eigenständigen Zeichensysteme mehr, sondern willkürlich gewählte Ausgabeformen, bloß mögliche Darstellungen eines einheitlichen Welt-Codes: der digitalen Information. …

Wenn ich blogge, auf meinem Blog, dann bin ich zuhause. Und ich bin eine Persönlichkeit im Internet, und ich überleg mir, was ich schreibe. …

Gegenöffentlichkeit oder bloßes Spiel, Eitelkeit gar? Das muss sich nicht ausschließen. Viele zig Millionen Weblogs gibt es mittlerweile weltweit, und sie sind so vielfältig geworden, dass praktisch alles dort stattfinden kann – von der aufklärerischen grassroot-Recherche zur ungeschminkten Selbstdarstellung.

Das Zitat in der Mitte ist von Alexander Korte, Institute of Electronic Business, „einem der ersten Blogger in Deutschland“. Das IEB ist ein Institut der UdK Berlin, u.a. mit dem interessanten Studiengang „Master of Arts Leadership in Digitaler Kommunikation„. Von Korte stammt u.a. dies hier:

4. Aufl. Busse/Ernestus erschienen

Die langersehnte neue Auflage des Standardlehrbuchs von Engelbert Plassmann u.a. zum deutschen Bibliothekswesen ist jetzt mit neuem Autorenteam erschienen (Herzlichen Glückwunsch!):

Plassmann, Engelbert; Rösch, Hermann; Seefeldt, Jürgen; Umlauf, Konrad: Bibliotheken und Informationsgesellschaft in Deutschland – Eine Einführung. Wiesbaden: Harrassowitz, 2006. 333 S. – 39,80 EUR
Die letzte Auflage (1999) hatte 510 Seiten. Die erste war aus dem Jahr 1968. Der LaiLuMu der Dokumentare ist ja jetzt zum KSS geworden. Wird der Busse/Ernestus/Plassmann zum PlaRöSeUm? Ich bin sehr gespannt auf die Lektüre.