Weiterer Abbau der Informationswissenschaft?

Fraunhofer

„Die Zukunft des IPSI (Institut für Integrierte Publikations- und Informationssysteme) [in Darmsatdt] ist derzeit ungewiss, mehr als 60 Arbeitsplätze in Wissenschaft und Verwaltung sind in Gefahr. Der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft in München, Professor Hans-Jörg Bullinger, spricht von „weit reichenden Veränderungen“, vor denen das Darmstädter Institut stehe.

Die Suche nach einem neuen Institutsleiter ist bisher erfolglos geblieben, die Erträge aus konkreten Forschungsprojekten liegen auf niedrigem Niveau, zudem wurden bereits Gespräche mit Mitarbeitern und Betriebsrat in Darmstadt geführt. Eine endgültige Entscheidung über die Zukunft der Einrichtung, die sich vor allem mit Informationstechnologie für moderne Arbeitswelten, computergestütztes Lernen, Datenbanken und Wissensmanagement beschäftigt, soll im Herbst fallen.“ [Darmstaedter Echo vom 27.7.2006 – via Inetbib Alexander Sigel]

Das IPSI ist eine der letzten eigenständigen Insitutionen der deutschen Informationswissenschaft, die aus den Empfehlungen der Kunz/Rittel-Studie im Rahmen des Fachinformationsprogramms (IuD-Programm 1974) der Bundesregierung ins Leben gerufen wurden. Es beherbergt Teile des GID (Gesellschaft für Information und Dokumentation), das schon 1988 abgewickelt wurde, während das DBI (Deutsches Bibliotheksinstitut) zumindest bis 2000 überlebte.

Bei Fraunhofer gibt es zwar noch vereinzelte Institute (IAO, IAIS), die sich zumindest am Rande mit Informationswissenschaften beschäftigen, aber direkte Nachfolger der Aufbauphase der Informationswissenschaften in den 70er und 80er Jahren wird es dann – sollte IPSI auch abgewickelt werden – nicht mehr geben. Was wird das IZ Informationswissenschaft dann noch zu dokumentieren haben? Oder ist es ein Zeichen dafür, dass Library and Information Science nur noch anglo-amerikanisch ist?