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Der Ort der Bibliothek in der Hochschule

Das Hochschulmagazin der FH Brandenburg berichtet in der aktuellen Ausgabe über die Jubiläumstagung der Hochschulbibliothek am 13.11.2007. Es war eine interesante Tagung mit spannender Diskussion, in der ich die Ehre hatte, von Martin Grötschel persönlich als Romantiker abgekanzelt zu werden. Die Jaron-Lanier-Debatte vom Anfang des Jahrtausends scheint in Deutschland noch nicht wirklich angekommen zu sein.

Spätestens jetzt ist es Zeit, den Vortrag via Slideshare zur Verfügung zu stellen:

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Maschine Bibliothek

Die Welt von vorgestern und die Berliner Morgenpost von gestern sind begeistert über die Einführung der Selbstbedienung in Bibliotheken. Ausgerechnet Marzahn-Hellersdorf ist der Berliner „Pilotbezirk“ zur Einführung von RFID „bis 2013“.

Kulturstadtrat Stefan Komoß (SPD): „Mit diesen neuen Stationen wollen wir unsere Bibliotheken kostengünstiger machen und dem eigentlichen Service wie qualifizierte Beratung der Nutzer viel besser nachkommen.“

Interessant ist an der Meldung – neben dem Bildaufmacher – vor allem, dass dies immer noch als so wichtig empfunden werden kann, dass sogar überregionale Zeitungen dazu Stellung nehmen. Der Tenor hätte eher sein sollen:

Im RFID-Konzept des Senats steht, dass für 2009 bis 2013 EU-Mittel im Rahmen des Förderprogramms „Innovation in Bibliotheken“ beantragt worden sind. Berlin steht unter Zeitdruck, kommt doch der gerade veröffentlichte Bibliotheks-Jahresbericht 2006 zu der Erkenntnis: Von den Bemühungen, Berlin an bundesweit erreichte Leistungs- und Ausstattungsstandards heranzuführen, sei man genau so weit entfernt wie vor Jahren, heißt es.

Bei dem Artikeltitel „Maschinen ersetzen Bibliothekare“ habe ich natürlich zunächst an andere Maschinen gedacht… Das zeigt nur wie wenig Bibliotheken mittlerweile in Deutschland bekannt sind.

Aber 2013 ist noch lange hin.

IKMZ Wildau – IKMZ Golm

Start des Bauvorhabens IKMZ in Golm

Nach dem IKMZ in Cottbus und dem IKMZ in Wildau (Eröffnung letzten September) beginnt nun der Bau eines weiteren IKMZ. Diesmal vor meiner Haustür in Golm. Obwohl die Ministerialbürokratie an diesem Begirff festhält, setzt sich das Akronym-Ungetüm nicht durch. Normale Nutzer wie auch Bibliothekare nennen ihre Institution immer noch „Bibliothek“ – komisch? (update: vgl. auch die Februar 2008 Ausgabe von BuB, in der die neue Bibliothek in Wildau beschrieben wird, ohne dass sie „IKMZ“ genannt wird.)

Auszug aus der Pressemitteilung:

Gleich neben dem Haus der Physiker entsteht das neue Informations-,Kommunikations- und Medienzentrum (IKMZ). Die Bauarbeiten hierfür beginnen voraussichtlich schon im November und sollen bis 2010 dauern. Das IKMZ wird unter anderem Sitz der Bibliotheksverwaltung, der Abteilung Medienbearbeitung und des Uni-Verlages. Unter seinem Dach finden die Leser später die Buchbestände der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen und der Humanwissenschaftlichen Fakultäten, ein Magazin für weitere Literaturbestände der verschiedenen Standorte und bibliophile Raritäten. Das Zentrum soll insgesamt Platz für eine Million Bände bieten. Und nicht nur das. Geplant sind darüber hinaus ein Multimedia-Bereich, je ein Vortrags- und Schulungsraum sowie mehrere Gruppen- und Arbeitsräume.

Das Foto habe ich am 1. Dezember gemacht, einem regnerischen Samstag. Es sah so aus, also ob der arbeitende Bagger versinkt. Voraussichtliche Fertigstellung 2010.

Wissen und Alterität

Über die Notwendigkeit des Anderen im Zusammenhang mit Wissens- und Bildungsprozessen.
Eröffnungsvortrag der VIII. Civitas Ringvorlesung der Fachhochschule Potsdam (Wintersemester 2007/08):

Das andere – das fremde

am 29.10.2007 im Schaufenster der Fachhochschule Potsdam, Friedrich-Ebert-Str. 4
Die Begegnung mit dem Anderen ist stets prägend in Lernprozessen: nur über die Erfahrung des Neuen – des noch nicht Gewussten und Ungewohnten – können wir uns unserer eigenen Position bewusst werden und diese weiter entwickeln. Dies ist eine Erkenntnis, die viele Studierende nach einem Auslandssemester mitbringen, nach dem sie einen ‚anderen‘ Blick auf ihr eigenes Land und damit auf sich selbst werfen konnten. Sich selbst von außen betrachten, über den Dingen stehen zu können, ist ein Kennzeichen für die Souveränität des Meisters, dem der Schüler begegnet auf seinem Weg zur eigenen Weisheit.

Die globale Digitalisierung und Vernetzung der Welt macht uns zunehmend bewusst, wie wichtig die (physische) Begegnung mit dem anderen Menschen ist, und wie sehr wir doch eher durch das Analoge geprägt sind. Computerkritiker wie Weizenbaum und Dreyfus haben darauf schon lange hingewiesen, jetzt rufen uns dies die aktuellen Erscheinungsformen des (sozialen) Netzes wie Second Life und MySpace selber grell ins Bewusstsein: der Mensch ist ein soziales Wesen und jede Informations- und Wissenstätigkeit funktioniert nur durch eine Einbettung in personale und gesellschaftliche Kontexte – durch ‚Verortung‘. Nichts anderes passiert derzeit im Internet selbst. Die neuen Möglichkeiten des Web2.0 machen deutlich, wo die Stärken der großen Informationsmaschine Internet liegen: in der Vernetzung von Personen. Alle künstliche oder konstruierte Intelligenz der Suchmaschinen kann die persönliche Begegnung an einem ausgewählten Ort nicht ersetzen. Dies ist der Tenor der aktuellen Überlegungen führender Wirtschaftsexperten, wenn sie das Internet als Marktplatz erklären wollen („Märkte sind Gespräche“) oder wenn Potenziale des „Humankapitals“ im Wissensmanagement des Unternehmens aktiviert werden sollen („Management by Story Telling“). Informations- und Wissensprozesse geben sich – befreit von der Techniklast – zunehmend (wieder) als hermeneutische Dialoge zwischen Menschen zu erkennen.

Der Informationswissenschaftler Hans-Christoph Hobohm macht insgesamt eine Renaissance des Analogen aus und betont in seinem Vortrag wie sehr in anderen Ländern das Umdenken in der Bildungspolitik schon begonnen hat.

Die traditionelle Winter-Ringvorlesung der FHP (immer montags 18 h) bringt Kollegen der Hochschule und andere Interessierte aus Potsdam und Umgebung zu interdisziplinären Vorträgen mit anschließender Diskussion und Umtrunk zusammen. Es wurden Themen behandelt wir „Geometrie und Lebenswelt“, „Bildersturm und Gedächtnis“ oder „Leerstand und Fülle“. Der langjährige Erfahrungsaustausch macht deutlich: man kann sogar mit Bauingenieuren reden und manche Architekten und Designer verstehen. Eingeladen sind nicht nur Studierende.

Pressereaktion in den Potsdamer Neuesten Nachrichten