Tag Archives: Informationsethik

Potsdamer Studentin bei „Bibliothek des Jahres“ beteiligt

JVA Münster

Vielleicht nicht nur für die Annalen soll hier einmal angemerkt werden, dass an der Ernennung der Bibliothek des Jahres 2007 an die Gefangenenbücherei der Justizvollzugsanstalt eine Studentin aus Potsdam maßgeblich beteiligt war. Ulrike Schönherr (manche haben sie kennengelernt anlässlich der dortigen Führung für die Inetbib-Tagung) hatte die Vorbereitung der Bewerbung der Bibliothek als eines ihrer Projekte während ihres Kurz-Praktikums in Münster. Die Jury des Preises erwähnt dies explizit:

Die Jury würdigte auch die mit großer Sorgfalt zusammengestellten Bewerbungsunterlagen, die sich als professionell gestaltetes Kompendium der modernen Gefangenenbibliotheksarbeit lesen. (DBV Pressemitteilung)

Sie schreibt davon selbst nur in einer verklausulierten Fußnote am Ende ihres sehr schönen Textes in LIBREAS: „Hinter Gittern. Fachstelle Gefangenenbüchereiwesen in der JVA Münster. Dieser Text ist übrigens eine leicht veränderte Fassung ihres Praktikumsberichtes, den sie schrieb im Rahmen ihres Praktikums zu ihrer Ergänzungsrichtung „Soziale Arbeit“ im informationswissenschaftlichen Studium in Potsdam. Eine Besonderheit, die es im Bachelor Studium so leider nicht mehr geben wird, weil das dritte Praktikum wegfällt. (Ihr Praxissemester absolvierte sie in Finnland (Helsinki City Library) und hat an verschiedenen Stellen darüber schon berichtet (im kleineren Kreis), und in der BuB und im Bibliotheksportal hat sie auch schon publiziert – allerdings über die Niederlande).

Die Idee zur Bewerbung um den Preis „Bibliothek des Jahres“ stammt – Ehre wem Ehre gebührt – allerdings vom Leiter der Bibliothek, Gerhard Peschers, der diesen Gedanken schon länger hegte. Ihm ist zu danken, dass er Ulrike Schönherr das Praktikum ermöglichte! Herzlichen Glückwunsch zum Preis „Bibliothek des Jahres“.

Zum Tode von Jean Baudrillard

Jean Baudrillard, 2001 in Stuttgart

Heute ist Jean Baudrillard gestorben. Einer der letzten großen französischen Philosophen aus den Reihen der in Deutschland von manchen so verschrieenen „Poststrukturalisten“. Eigentlich wie viele seiner philospohischen Zeitgenossen von ganz links kommend, wurde auch er wie z.B. Foucault oder Derrida zunehmend schillernd – im doppelten Wortsinn.

Berühmt und wichtig wurde früh auch bei uns das Bändchen 81 des merve Verlags: „Agonie des Realen“ (1978), an das man unter ganz anderer Perspektive heute immer wieder denken kann. In Vielem ist er nicht nur Philosoph und Soziologe gewesen, sondern oft eher Medienwissenschaftler und Semiotiker und insofern für uns interessant.

Das ganze Szenario der öffentlichen Information und alle Medien haben keine andere Aufgabe als die Illusion einer Ereignishaftigkeit bzw. die Illusion der Realität von Einsätzen und der Objektivität von Fakten aufrechtzuerhalten. All diese Ereignisse müssen gegen den Strich gelesen werden oder man muss sich darüber klar werden, dass diese Geschichten […] immer in einer Geschichte der Verzögerung, in einer retardierenden Spirale zu spät ans Licht kommen. Schon lange bevor sie auftauchen, ist ihr Pulver verschossen und ihr Sinn verbraucht. Sie können nur auf dem künstlichen Nährboden der Zeichen gedeihen. In völliger Äquivalenz von größten Widersprüchlichkeiten entbehrt die Abfolge dieser Ereignisse jeder Logik. Sogar ihren Konsequenzen gegenüber verhalten sie sich völlig indifferent […] – auf diese Weise vermittelt jeder aktuelle Film mit einem Schlag den zwielichtig-kitschigen Eindruck eines Oldies und Pornos zugleich – obwohl es jeder weiß, ist niemand bereit es zu akzeptieren. Die Realität der Simulation ist unerträglich […] S. 62f

Diese allgemeine Medienschelte konnte er noch vor relativ genau 30 Jahren so schreiben („La lutte enchantée ou la flute finale“ in: Utopie, n° 15, April 1977). Ob er dies angesichts von YouTube, MySpace und Weblogs auch heute noch mal so geschrieben hätte, kann ich nicht beurteilen. Wenn man versucht, dieses Zitat aus seinem historischen Kontext in unsere Zeit zu beamen, so wirft es noch immer ein Licht auf unsere anders gewordene Medienwelt und auf andere Medien.

Best of El Rep: sehenswert

Die 20. Ausgabe des Elektrischen Reporters von Mario Sixtus bringt einen Zusammenschnitt aller wichtigen statements der ersten Ausgaben:

Es soll ja Menschen auf diesem Planeten geben, die den Elektrischen Reporter bislang noch nicht kennen. Für all diese Frischlinge gibt es in dieser Woche ein äußerst niederschwelliges Einsteiger-Angebot: einen kleinen Zusammenschnitt der bisherigen Folgen—Best of El Rep so far.

Hilfreich mag dieser Sampler auch für all jene Zeitgenossen sein, die ob der Massenmedien und der Medienmassen des 21-ten Jahrhunderts bisweilen Probleme mit ihrem persönlichen biologischen Massenspeicher haben. Kurz: die Vergesslichen.

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OCLC beleuchtet soziale Netzdienste

Der „Membership Report“ 2007 von OCLC wird sich mit dem Thema Privacy and Trust beschäftigen, anhand vom MySpace, Facebook oder Xing ähnlichen Diensten. Interessant ist vor allem, dass diesmal in der Erhebung auch Deutschland dabei ist.

The purpose of the research is twofold: to assist librarians in understanding the values and social-networking habits of the people they serve; and to present the origins and history of “privacy” as a core professional value in librarianship.

Die Reihe der „Membership Reports“ begann 2004 mit der Furore machenden Studie „Environmental Scan 2003 – pattern recognition“ und wurde fortgesetzt mit Themen wie der Gaming Generation oder konkreten (weltweiten) Nutzerbefragungen, zuletzt: College Students‘ Persceptions of Library and Information Resources“.

Man kann sich über den Erscheinungstermin der neuen Studie informieren lassen bzw. selber Vorschläge machen oder Anregungen geben. Auf der diesjährigen ALA Midwinter Tagung gab es dazu auch wieder ein Symposium von OCLC, mit dem schönen Titel „Who is watching Your Space„, dessen Beiträge bisher nur als mp3 downloadbar sind. Einer der Sprecher war der unvermeidliche Howard Rheingold:

Howard Rheingold