Tag Archives: Forschung / Drittmittel

DINI Tagung: Virtuelle Forschungsumgebungen

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Ich hatte ja schon getwittert zur DINI-DFG Tagung Virtuelle Forschungsumgebungen letzte Woche. Jetzt durchforste ich noch mal meine Papiernotizen und möchte meinen Gesamteindruck noch mal zusammenfassen.

In seinem Einführungsvortrag hatte Prof. Schirmbacher ein paar Ausgangstexte und Literaturstellen zitiert, die ich ja auch gleich live bei delicious hinterlegt habe. Besonders beeindruckt hatte ihn: Michael Nentwichs Text zu Cyberscience aus dem Jahre 1999. Meine Lektüre des Textes auf dem Nachhauseweg von Adlerhof nach Potsdam (auf dem Smartphone: hat mir fast die Augen verdorben), ernüchterte mich etwas. Ein „Must-Read“, wie Schirmbacher sagte, ist der sicher interessante Text vor allem wegen der Grafiken und wegen seines frühen Publikationsdatums. (MPIfG Working paper 99/6)

Als Sozialwissenschaftler aus dem Bereich der Wissenschafts- und Technikfolgenforschung beschreibt er sehr klar den Wissenschaftsprozess in seinem Schaubild 1. Hier hat sich auch unter digitalen Bedingungen nichts geändert:

Die Veränderungen, die er postulierte (1999), beschreibt er in einer etwas komplexen Tabelle:

Als ganzes ist dr Text aber eben vor allem historisch interessant – wenn auch tatsächlich noch gut lesbar. Nentwich hat schließlich 2003 dann ein ganzes Buch dazu geschrieben.

Quintessenz des Vortrags von Schirmbacher war aber vor allem, dass VFU (virtuelle Forchungsumgebungen, oder vulgo: E-Science) nix wirklich neues ist. Die meisten Dinge sind schon von der NSF in den Jahren 2002/2003 angelegt worden (Vgl. die Reports dort). Europa und vor allem Deutschland kommen dann mit dem üblichen Verzug von ca. 5 Jahren hinterher, obwohl die Praxis z.B. durch die Web2.0 Technologien eigentlich schon weiter ist. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die Erkenntnis, dass von den ca. 8000 Kursen im E-Learning-System Moodle der HU Berlin ein ganzes Drittel gar keine Lehrveranstaltungen, sondern Projektgruppen oder institutionelle Arbeitsumgebungen seien. In anderen Ländern (und Zeiten) spricht man hier also von Cyberinfrastructure, E-Infrastructure, E-Research und es wird immer deutlicher, dass E-Science immer weniger mit Gridtechnologie zu tun hat (wie das BMBF ursprünglich geplant hatte), sondern eher eine soziale Frage der Kooperation zwischen Wissenschaftlern ist.

Dies wurde dann auch deutlich bei einzelnen Projektvorstellungen im Laufe der Tagung: ein klassisch datenlastiges Projekt (Andreas Hense, FH Rhein Sieg) aus dem Bereich der Klimaforschung sprach plötzlich vom Münchner Modell des Wissensmanagements und zeigte interessante Schaubilder, warum gerade diese „weiche“ für die meisten Informatiker sonst unverständliche Form des Wissensmanagements besonders wichtig ist für die Community of Practice der Meteorologen….

Die vorgestellten Projekte der DFG in diesem Programm überzeugten nicht alle. Interessant war zu beobachten, wie oft die DFG betonte, dass die Anträge auf Förderung in der zweiten Tranche nur Aussicht auf Erfolg hätten, wenn sie wirklich kooperativ von Wissenschaftlern und Infrastruktureinrichtungen gestellt würden. Der Programmvorläufer „Themenzentrierte Informationsnetze“ hatte ja leider wenig nachhaltige reine Wissenschaftscommunity-Projekte gefördert. Unser Versuch mit b2i hier eine virtuelle, kooperative Forschungsumgebung zu etablieren wurde ja nicht verstanden, damals… (2002)

About

Hobohm im Büro FHP

Anlass dieses Blogs… ist die aktuelle Situation der Institution “Bibliothek” und die Entwicklung und das Selbtsverständnis des Faches und Berufsstandes “Dokumentation” in Deutschland. Eine Diskussion, die wir am Fachbereich Archiv-Bibliothek-Dokumentation an der FH Potsdam seit seiner Gründung führen.

Wir sind aufgerufen, auch im Kontext der Hochschulreformen, uns genauer zu platzieren, unsere jeweiligen Positionen deutlich zu machen. Dieser Blog ersetzt in Teilen meine (d.h. Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohms) alte Homepage, weil die dort gepflegte Form der Verwaltung “aktueller Hinweise” nicht mehr praktikabel genug ist unter Bedingungen des Web2.0.

Der Blog dient auch zur Informationssammlung und -weitergabe für die laufenden Diskussionen in meinen Seminaren, Weiterbildungskursen und Vorlesungen, wozu ein RSS-Feed zu speziellen Kategorien benutzt werden kann. Er ergänzt dabei die entsprechenden del.icio.us-Einträge.

In der Sidebar finden Sie jedoch weitere „Sites von Hobohm“: u.a. das mehr für die Belange der aktuellen Lehre ausgerichtete „Lehrveranstaltungs-Wiki„. Dort gibt es weitere „statische“ Themenseiten.

Potsdam, Mai 2006

PS.  Die Herkunft des Bannerbildes kann ich leider nicht mehr rekonstruieren.

Does your prof blog?

Fundstück bei Emerald:

Newletter Filler

July 2006

You may copy the entire article and place it into your electronic or paper newsletter. Please don’t forget to insert the citation statement at the end of the article.

Blogging for Scholars

Does your prof blog? If he or she does, you had better know about it. Professors who blog do so for a variety of reasons. Some are musing aloud over new ideas or research that will later appear in scholarly journals and on your library’s shelves, virtual or physical. Some are exploring new ways of expression or appealing to a larger audience than they get in the paid lecture hall. Or they may be trying out a side of themselves that they don’t quite dare expose fact-to-face with their primary community.

Years ago, academics spoke of an „invisible college,“ a college that existed beyond the brick and mortar one in which they were employed to teach and research. It was formed by other professors and students, especially graduate students, pursuing similar and related fields of interest, regardless of where they were geographically. It was the group that read preprints of articles or conference papers and who collaborated and competed in similar research. That invisible college is now a bit more visible–it can be centered in an easy-to-create-and-maintain blog and all those who read and contribute to it.

Whatever scholars‘ reasons for blogging, and whether they’re a part of the college or not, students can enjoy and learn from blogs run by academics all over the world. Unlike most classroom assignment reading, blog reading is informal and can be done in short sessions, perhaps when you need a break. And if you start to follow an academic blog or two, you probably will see a different side of academic life than you have known so far.

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Social Networking als Pflichtlehrveranstaltung

Der Tagesspiegel hat heute ein ausführliches Feature über MySpace und dessen Auswirkungen z.B. auch auf die Universitäten

ist mittleweile unter Schülern und Studenten in den USA so beliebt, dass viele Lehreinrichtungen den Zugang von ihren Computern aus sperren, weil ihren Studenten sonst keine Zeit zum Studieren mehr bleibt und die Netzwerke überlastet zusammenbrechen. Die Universität Berkeley vor den Toren San Franciscos bietet neuerdings für Erstsemester den Kurs „social networking“ an, der sich mit dem Online-Communities beschäftigt – als Pflichtveranstaltung.

sowie eine Reihe von anderen Konsequenzen des neuen Mediums (?): vom sexuellen Missbrauch bis zum ergiebigen Werbeträger….

Mehr dazu bei Berkeley selbst: auf einer Konferenz der Lehrenden im März:

„We are clearly entering a new realm where the development of technology is outpacing our ability to keep up with it,“ Genaro Padilla, UC Berkeley vice chancellor for student affairs

Mark Zuckerberg (Gründer von Facebook) hält aber auf der gleichen Tagung dagegen:

„… essentially […] no major lifestyle changes are being made.

People are doing online exactly what they’re doing offline. The only reason they’re doing it online is because it’s more efficient.“

Eine Debatte der Generationen? Wo stehen wir? Erst noch bei der Warnung vor sexuellem Missbrauch.

IFLA in Seoul – live dabei

Der LIBREAS Reiseblog berichtet lesenswert „live“ aus Seoul:

Heute wurde es ernst mit der IFLA – dies aus zwei verschiedenden Perspektiven: der kollektiven und der individuellen. Die Kollektive fand sich im Einschwören der Konferenzteilnehmer auf den Event und die Stimmung, die man sich dabei wünscht mit einer Eröffnungszeremonie, die man ohne schlechtes Gewissen als Gala bezeichnen kann. Die andere, die Individuelle war der Beginn der Arbeit am IFLA-Express, die sich auch nachdem wir heute einige gestern noch wie ein Zikadenschwarm über uns kreisenden technischen Umstimmigkeiten beheben konnten, nicht unbedingt als Zuckerschlecken sondern eher als Wegschlürfen einer Fläschen Milki, eine Form „Beverage“, die ein bisschen an Milchschorle erinnert, darstellt…Überhaupt sind Soda und Soft Drinks hier eine aufregende Sache und wer das Experimentieren liebt, der hat es hier wenigstens ein paar Tage lang leicht. Was süß erscheint, ist gallebitter und was aussieht, wie abgestandenes Teichwasser (bzw. Heuaufguß) erweist sich als wahre Köstlichkeit. …
Bei der Eröffnungsgala in der Atlantic Hall des COEX gab es für die Zuschauer Getränke nur aus dem Automaten und auf eigene Kosten, gratis aber Süßkram, den die junge Verteilerinnen zuckersüß anpriesen. Die mit den Konfektkörben vorbeischlendernden Herren in ihren dunkleren Anzügen blieben dagegen cool und hielten den auf den Anpfiff Wartenden die Körbchen vor die Nase, wie man es sonst nur von Pferden und Hafersäckchen kennt. …

Die Opening Ceremony beispielsweise war derart als Show inszeniert, dass ich im mir angesichts der dicken Schicht Licht- und Toneffekt ein wenig Sehnsucht nach substanzieller Aussage keimen spürte. Es ist nicht so, dass ich mich nach den endlosen trockenen Programmreden (a la Oslo) zurücksehne, aber letztlich ist es doch eine Art Bibliothekskongress und nicht, wie man hier vermuten hätte können, ein olympisches Fest mit einer Eröffnung, die irgendwie auch zu Weltfestspielen passend gewesen wäre.

Die besten Wünsche dem LIBREAS und IFLA Express Team.

NACHTRAG:

Erneutes Säbelrasseln zwischen Süd- und Nordkorea: Tagesschau vom 22.8.2006