Endlich auf der Seite 1 der Presse

MAZ

Selten schaffen es die Informationswissenschaften auf die erste Seite der Tages- und gar der Lokalpresse. Der Fachbereich Informationswissenschaften hat es geschafft!

Auf Seite eins der MAZ vom 10. Mai 2011 ist zu lesen:

Wissenschaft: Pläne für neue Strukturen

Der Fachbereich Informationswissenschaften der Fachhochschule Potsdam soll umstrukturiert werden. Ein entsprechendes Konzept wird frühestens 2011/2013 (!) umgesetzt. Für Unruhe sorgen die Pläne bereits jetzt -> S. 13

[dort (die Titelseite des Lokalheftes) findet sich mittig folgender Text:]

Studiengang eingestampft

HOCHSCHULE

FH ändert Bedingungen für „Information und Dokumentation“

Der Studiengang „Information und Dokumentation“ an der Potsdamer Fachhochschule soll zum Wintersemester 2012/13 auslaufen.

POTSDAM / BORNSTEDTER FELD – Der Studiengang „Information und Dokumentation“, der mit dem Archivwesen und dem Bibliotheksmanagement zum Fachbereich Informationswissenschaften der Potsdamer Fachhochschule gehört, soll nach MAZ-Informationen bis zum Wintersemester 2012/13 geschlossen werden. Das habe der Fachbereichsrat am 27. April beschlossen. Dabei handele es sich um eine längst fällige Maßnahme, äußerte Rektor Johannes Vielhaber auf MAZ-Nachfrage. Sie folge den FH-Grundprinzip des zukunftsorientierten Lehrens. „Das hat dieser Fachbereich in den vergangenen zehn Jahren verschlafen“, sagte Vielhaber, der nicht von Studiengangschließung, sondern lieber von Umstrukturierung reden möchte. Die „Dokumentation und Information“ soll demnach in das Bibliotheks- und Archivwesen eingegliedert werden. Die Studentenzahl bleibe gleich, ebenso das Lehrangebot. „Die Studierenden können dann flexibler aus den Veranstaltungen wählen und sich spezialisieren“, sagte Johannes Vielhaber zur Begründung.

Auch in dem neuen Modell komme das Fachgebiet nicht zu kurz, erklärte Dekan Günther Neher. Dafür würde das Modell gewährleisten, dass das Fachgebiet mit weniger Lehrkräften zu bewältigen wäre. „Wir haben zehn Planprofessuren und drei weitere, für fünf Jahre, von denen wir nicht wissen, ob wir sie behalten dürfen“, sagte er.

Die Dokumentations-Absolventen hätten zudem schwerer eine Stelle gefunden als die Abgänger der anderen Fachbereiche, sagte Neher, der hofft, dass sich das mit der neuen Struktur ändert.

Eleonore Poetsch, die im Studiengang lehrt, kann das nicht bestätigen: „Meine Studenten haben sehr gute Chancen auf dem Markt. Sie müssen nicht einmal ihre Region verlassen, um eine Stelle zu finden“, sagte sie. Die Reduzierung des Lehrangebots erkläre sich in keiner Weise und zeige eine mangelnde Orientierung am Arbeitsmarkt. (Von Marion Schulz)

[eine Zwischenüberschrift sagt:]

„Dekan rechnet mit zehn Professuren am Fachbereich“

Am 14. April 2011 hatte ich mein Amt als Dekan niedergelegt, weil ich diese Entwicklung nicht mehr vertreten konnte. Ich hatte mehrfach vor unüberlegten Entscheidungen zum Zeitpunkt der Akkreditierung der Studiengänge und der aktuell anlaufenden Hochschulreform im Lande gewarnt. Ich bin sehr betrübt, dass die Dokumentation an einem ihrer zentralen Standorte in Deutschland keine Zukunft mehr haben soll. Die Mehrheiten im Fachbereichsrat haben entschieden. Tenor der Diskussion war: „die alten Zöpfe müssen abgeschnitten werden“ und „die Alten sollen endlich zurücktreten“. Nach drei Jahren – wie ich fand – moderner informationswissenschaftlicher Arbeit gesagt zu bekommen, man gehöre zum alten Eisen, ist bitter.

Für das Jahr 2011 war beschlossen worden nach den Akkreditierungsanstrengungen und einer Serie von Klausurtagungen des Fachbereichs, sich mit Hilfe von externem Sachverstand zu Hochschuldidaktik und Kompetenzanalyse sowie im intensivem Kontakt mit der Berufswelt die Curriculumreform aller Studiengänge anzugehen und sie im Zuge der bis 2014 fälligen Re-Akkreditierung umzusetzen. Warum es jetzt so schnell gehen musste, ist ohne Spekulationen und ohne persönlich zu werden nicht möglich zu erklären.

Der Rektor versicherte mir, dass er in dem Artikel von heute falsch zitiert wurde. Er hätte nicht gesagt, der Fachbereich hätte zehn Jahre verschlafen. Aber irgendetwas muss wohl die Journalistin verstanden haben: ich hatte mich als Dekan bemüht, dies zu beheben und den Fachbereich vorsichtig, ohne Verlust an Motivation, in neue Bahnen zu führen und zu zeigen, dass eine andere Art von Informationswissenschaft an einer FH möglich ist: Tagungen, Publikationen, zahlreiche Drittmittelprojekte (FhprofUnt/BMBF, Digitalisierungslabor etc.), Beteiligung am Innovationskolleg, neue Studiengänge, neue Lehrmethoden, neue Themengebiete (Forschungsdatenmanagement, Communities of Practice, Wissenstransfer/Informationsdidaktik, Records Management etc.)  … – schade drum.

Gleichzeitg suggeriert die Presse – den  neuen Dekan zitierend – am Fachbereich gäbe es Streichpotenzial von vier Professorenstellen, was natürlich nicht der Fall ist – bei 11 Planstellen und 3 sog. Überlaststellen.

Nachtrag: in der Zeit als das Konzept erarbeitet wurde, war ich wegen meines Skiunfalls krank geschrieben, so dass ich nicht an allen Sitzungen teilnehmen konnte. Nach der entsprechenden Fachbereichsratssitzung ist die Studiengangleiterin übrigens ebenfalls von ihrem Amt zurückgetreten.

Im Folgenden ging die Diskussion in der Fachpresse weiter, vgl. PASSWORD 6/11 und IWP 62(2011),5.

4 thoughts on “Endlich auf der Seite 1 der Presse

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